(durchgehend neu) Kiew (Reuters) - In der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson wird eine Eingliederung in russisches Staatsgebiet geplant.
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Kiew (Reuters) – In der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson wird eine Eingliederung in russisches Staatsgebiet geplant.
Die Vorbereitungen für ein Referendum zum Beitritt zu Russland hätten begonnen, sagte der Vizecef der von Moskau eingesetzten pro-russische Militär- und Zivilverwaltung in Cherson, Kirill Stremousow, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Ein genauer Zeitpunkt für die Abstimmung stehe noch nicht fest, aber sie werde wohl im kommenden Halbjahr stattfinden. Zudem verhafteten russische Sicherheitskräfte nach offiziellen Angaben den Bürgermeister der gleichnamigen Regionalhauptstadt Cherson, Ihor Kolychajew. Er habe sich russischen Befehlen widersetzt, hieß es zur Begründung.
Eine Beraterin Kolychajews sagte dagegen, der Bürgermeister sei entführt worden, weil er nicht mit den russischen Besatzern habe kooperieren wollen. Die Region um die Hafenstadt am Schwarzen Meer, die nördlich der bereits 2014 von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim liegt, wurde gleich in der ersten Woche der russischen Invasion besetzt. Ein großer Teil der Bevölkerung hat daraufhin die Region verlassen.
Russische Streitkräfte, die am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert waren, griffen am Mittwoch weiter Ziele im Osten und Süden der Ukraine an. In der Nähe der südukrainischen Stadt Mykolajiw beschoss Russland nach eigenen Angaben einen Militärstützpunkt zur Ausbildung “ausländischer Söldner”. Der Bürgermeister der Stadt hatte zuvor mitgeteilt, acht russische Raketen seien in Mykolajiw eingeschlagen. Dabei sei ein Wohnblock getroffen worden, mindestens drei Menschen seien ums Leben gekommen.
Auch gibt es neue massive Vorwürfe gegen Russland wegen des Angriffs auf ein Einkaufszentrums im zentralukrainischen Krementschuk. Papst Franziskus, der sich im Ukraine-Krieg lange zurückgehalten hatte, verurteilte die Bombardierung scharf. In einer ganzen Reihe von “barbarischen Angriffen” sei dies der jüngste, erklärte der Papst. Bei dem Angriff waren nach ukrainischen Angaben am Montag mindestens 18 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Russland bestreitet ukrainische Vorwürfe, das Einkaufszentrum gezielt attackiert zu haben hat erklärt, ein Waffendepot in der Nähe beschossen zu haben.
Die USA und Großbritannien verschärften am Mittwoch die Sanktionen gegen Russland. Die US-Regierung nahm fünf chinesische Firmen auf eine schwarze Liste auf, weil sie russische Militärindustrie unterstützt und damit geltende Sanktionen unterlaufen haben sollen. Insgesamt sind weitere 31 Unternehmen auf die schwarze Liste gesetzt worden, die aus Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Litauen, Pakistan, Singapur, Großbritannien, Usbekistan und Vietnam stammen. 25 der Firmen haben chinesische Niederlassungen.
Großbritannien wiederum kündigte Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Wladimir Potanin an. Er unterstütze das Regime von Präsident Wladimir Putin, begründet die Regierung in London ihr Vorgehen gegen Potanin, den sie als den zweitreichsten Mann in Russland bezeichnet. Der Oligarch verdankt seinen Reichtum vor allem seiner Beteiligung an Nornickel, dem weltgrößte Produzenten von Palladium und veredeltem Nickel. Neben Potanin setzte Großbritannien noch weitere Unternehmer und Finanzfirmen auf seine Sanktionsliste.
(Bericht mehrerer Reuters-Büros, geschrieben von Andreas Rinke; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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