München (Reuters) - Der hessische Arzneimittelhersteller Biotest wird für bis zu 1,58 Milliarden Euro an einen spanischen Konkurrenten verkauft.
– von Alexander Hübner und Inti Landauro
München/Madrid (Reuters) – Der hessische Arzneimittelhersteller Biotest wird an den spanischen Konkurrenten Grifols verkauft.
Der auf Arzneimittel aus Blutplasma spezialisierte Konzern lässt sich die Übernahme von Biotest bis zu 1,9 Milliarden Euro kosten. Der Co-Vorstandschef des Familienunternehmens aus Barcelona, Raimon Grifols Roura, verspricht sich davon eine Erweiterung der Plasma-Therapien und eine schnellere Entwicklung neuer Produkte. Der chinesische Mehrheitseigentümer Creat, dem Biotest seit 2018 gehört, hat seine Beteiligung für 773 Millionen Euro bereits an die Spanier verkauft, die auch ein Gesellschafterdarlehen über 313 Millionen Euro übernehmen. Die übrigen Aktionäre der Firma aus Dreieich bei Frankfurt erhalten ein Übernahmeangebot.
Biotest hat Medikamente für die Hämatologie, die Immunologie und die Intensivmedizin im Portfolio. Grifols stellt ebenfalls Arzneimittel aus Blutplasma her und hat sich auf die Transfusionsmedizin spezialisiert. Attraktiv ist Biotest für die Spanier aber auch dank seiner 26 Plasma-Zentren in Europa, in denen bis zu 1,5 Millionen Liter Plasma pro Jahr gewonnen werden können. Bis zum kommenden Jahr soll deren Kapazität verdoppelt werden.
Co-Chef Victor Grifols hat hohe Erwartungen an Biotest: Mit Hilfe des Zukaufs soll das operative Ergebnis (Ebitda) bis 2024 um 300 Millionen, bis 2026 sogar um 600 Millionen Euro steigen. “Die Übernahme ist strategisch sinnvoll”, urteilten die Analysten der Deutschen Bank. Mit der Festigung des bestehenden Oligopols bei Plasma könne Grifols dem Wettbewerbsdruck besser standhalten.
Creat hatte im Juni angekündigt, “strategische Optionen” für Biotest zu prüfen – nur dreieinhalb Jahre nach dem Einstieg. Für die Chinesen hat sich das Engagement gelohnt: Damals war Biotest einschließlich Schulden mit 1,3 Milliarden Euro bewertet worden, heute ist es fast die Hälfte mehr.
Biotest hatte sich von Creat finanzielle Unterstützung bei der Expansion versprochen. Doch musste das hessische Unternehmen im Zuge der Übernahme sein US-Geschäft verkaufen. Die US-Behörde CFIUS, die Auslandsinvestitionen in den USA kontrolliert, hatte Bedenken angemeldet. Seither hat es Biotest nicht mehr aus der Verlustzone geschafft. Im vergangenen Jahr schrieb die Firma mit 1900 Mitarbeitern bei einem Umsatz von 484 Millionen Euro einen Nettoverlust von 31 Millionen Euro. Auch für 2021 werden rote Zahlen erwartet.
Für die Biotest-Stammaktien, die bisher zu fast 90 Prozent bei Creat lagen, bietet Grifols je 43 Euro, einen Aufschlag von 23 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Die Vorzugsaktionäre sollen je 37 Euro bekommen, vier Prozent mehr als der letzte Xetra-Kurs vor der Ankündigung. Ein Rückzug von der Börse sei aber möglich. Die Vorzüge stiegen um 8,7 Prozent auf 38,60 Euro, die Stammaktien auf exakt 43 Euro.
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