München (Reuters) - BMW rechnet wegen des Kriegs in der Ukraine mit einem spürbaren Dämpfer im Geschäft.
München (Reuters) – Der Krieg in der Ukraine dürfte auch bei BMW Spuren in der Bilanz hinterlassen.
Der Münchner Autobauer rechnet wegen der Folgen der russischen Invasion in dem osteuropäischen Land mit einer geringeren Rendite im laufenden Jahr. Die Situation bleibe extrem dynamisch, was eine genauere Prognose erschwere. “Mögliche weitere längerfristige Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind derzeit nicht abschätzbar und damit nicht in der Prognose enthalten”, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Mittwoch bei der Jahreskonferenz. Zugute kommen dürfte BMW die starke Nachfrage nach Neuwagen sowie die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance. Insgesamt sei daher mit einem Plus bei Umsatz und Gewinn zu rechnen. Erst am Dienstag hatte Volkswagen seine Prognose wegen des Krieges unter Vorbehalt gestellt.
Mit sieben bis neun Prozent dürfte die Rendite im Autogeschäft bei BMW 2022 einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als vor dem Kriegsausbruch erwartet. Langfristig haben sich die Münchner ein Ziel von acht bis zehn Prozent Rendite gesetzt. Neben den Produktionsunterbrechungen wegen fehlender Kabelbäume aus der Westukraine stellt sich BMW auf Gegenwind bei den Rohstoffpreisen ein. Peter sprach von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag, um den sich Rohstoffe verteuern dürften. Russland ist ein wichtiger Rohstofflieferant wie etwa von Nickel, der für Autobatterien benötigt wird, oder Palladium, das in Katalysatoren zum Einsatz kommt.
Der Stuttgarter Rivale Mercedes-Benz Cars peilt gemäß der Prognose von Ende Februar eine bereinigte Umsatzrendite von 11,5 bis 13,0 Prozent an, nachdem die Marke mit dem Stern im vergangenen Jahr rekordhohe 13 Prozent erreicht hatte. Vorstandschef Ola Källenius bekräftigte am Dienstag den Ausblick trotz des Ukraine-Krieges. Es sei aber noch zu früh, die Folgen davon zu beurteilen.
Schon 2021 hatte BMW von höheren Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen profitiert. Der Gewinn verdreifachte sich auf knapp 12,5 Milliarden Euro, der Umsatz legte 12,4 Prozent auf 111,2 Milliarden Euro zu. Die Nachfrage nach Autos sei weiterhin stark, sagte Vertriebschef Pieter Nota. Im Januar und Februar habe der Absatz leicht über den ebenfalls starken ersten beiden Monaten 2021 gelegen. “Damit gewinnen wir weiter weltweit Marktanteile.”
TEILE AUS DER UKRAINE KOMMEN AN
Weil die Versorgung mit Kabelbäumen aus dem Westen der Ukraine seit Ausbruch des Krieges nicht so reibungslos funktioniert wie gewohnt, kommt es bei den deutschen Autobauern zu Produktionsunterbrechungen. BMW erklärte, weiterhin Teile aus der Ukraine zu beziehen. Allerdings liefen die Werke von Zulieferern dort aus Sicherheitsgründen nicht in vollem Umfang, zudem sei es logistisch schwierig, die Kabelbäume über die Grenze zu bekommen. Hinzu komme die weltweite Chipkrise. Die Versorgungslage bei Halbleitern dürfte angespannt bleiben, es bestehe wie im Vorjahr das Risiko, dass es zu Lieferengpässen komme. “Aktuell wird mit einer Entspannung der Situation nicht vor dem zweiten Halbjahr 2022 gerechnet.” Der Autoabsatz dürfte wegen der absehbaren Produktionsanpassungen auf dem Niveau des Vorjahres verharren.
ANTEIL DER ELEKTROAUTOS KÖNNTE SCHNELLER STEIGEN
Bei der Umstellung auf Elektromobilität drückt BMW unterdessen aufs Tempo. Ziel sei es, dass schon vor dem Jahr 2030 mehr als die Hälfte der verkauften Autos Elektromodelle seien, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Der Absatz könne dann über 1,5 Millionen Elektroautos pro Jahr liegen. “Das hängt unter anderem davon ab, wie schnell die weltweite Ladeinfrastruktur ausgebaut wird und wie sich die Versorgung mit den Rohstoffen für Batterien gestaltet.”
Geplant sei, fünf Batterie-Fabriken gemeinsam mit Partnern zu bauen, sagte Einkaufschef Joachim Post. Die Einkaufsstrategie sei grundsätzlich so aufgebaut, dass BMW ein weltweites Produktionsnetzwerk habe. “Künftig werden wir Gigafactories auch in den Regionen, wo wir Elektroautos produzieren, betreiben.” Erst am Dienstag hatte Mercedes-Benz eine eigene Batteriefabrik im US-Bundesstaat Alabama eröffnet. Dort sollen elektrische Antriebe für die SUV-Versionen der Luxuslimousine EQS und des nächst kleineren Modells EQE produziert werden.
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