Frankfurt (Reuters) - Die Inflation im Euro-Raum ist im Oktober so stark geklettert wie seit über 13 Jahren nicht mehr.
Frankfurt (Reuters) – Die Inflation im Euro-Raum steigt immer weiter und klettert im Oktober so stark wie seit über 13 Jahren nicht mehr.
Angetrieben von einem kräftigen Kostenanstieg bei Energie erhöhten sich die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Lediglich im Juli 2008 wurde schon einmal seit 1997, dem Start des europäischen Verbraucherpreisindex HVPI, ein so hohes Niveau gemessen. Die Rate ist mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Teuerung von 2,0 Prozent anstrebt. Auch im September hatte der Messwert mit 3,4 Prozent das EZB-Ziel klar übertroffen.
“Das Bild einer temporär höheren Inflationsrate bleibt bestehen, temporär dauert jetzt aber länger”, kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, die Zahlen. Zugleich merkte er an: “Für Inflationspanik besteht weiterhin kein Anlass.” Die EZB werde die Wirtschaft trotz der hohen Inflationsrate weiter mit aller Kraft unterstützen. Die Experten der Helaba sehen die Notenbank unter Druck: “Die Geldpolitik befindet sich in einer Zwickmühle, da eine schnelle Beruhigung an der Inflationsfront nicht abzusehen ist.” Die Helaba erwartet nun für 2021 eine Teuerung im Euro-Raum von 2,5 Prozent und für 2022 von 2,4 Prozent.
In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone, ist die Inflation mit 4,5 Prozent im Oktober sogar auf den höchsten Stand seit 28 Jahren geklettert. Grund sind statistische Sondereffekte rund um die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Corona-Jahr 2020. Größter Preistreiber war auch hierzulande Energie. Laut dem jüngsten ZDF-Politbarometer sind inzwischen für 22 Prozent der Deutschen die steigenden Energiepreise ein sehr großes Problem, für 42 Prozent sind sie ein großes Problem. Gar kein Problem für sich sehen lediglich acht Prozent. Zudem finden 77 Prozent den Vorschlag gut, Bürgerinnen und Bürgern mit geringem Einkommen einen staatlichen Zuschuss wegen der hohen Energiepreise zu zahlen.
INFLATION IST HEISSES THEMA IM EZB-RAT
Im EZB-Rat sorgt die hohe Inflation für viel Diskussionsstoff. Insidern zufolge wurden Zweifel laut, ob die Teuerung tatsächlich wie bislang von den EZB-Volkswirten prognostiziert 2022 unter die angestrebte Marke von 2,0 Prozent fallen werde. EZB-Chefin Christine Lagarde räumte nach der Zinssitzung am Donnerstag zwar ein, dass die Währungshüter von der Dauer des Inflationsschubs überrascht wurden. Sie sagte aber auch: “Wir erwarten, dass die Inflation auf kurze Sicht weiter ansteigt aber dann im Verlauf des nächsten Jahres sinken wird.”
Energie verteuerte sich in der Euro-Zone im Oktober um 23,5 Prozent zum Vorjahr. Im September hatte der Preisanstieg bei 17,6 Prozent gelegen. Klammert man Energie und unverarbeitete Lebensmittel aus, lag die Inflationsrate im Währungsgebiet im Oktober nur bei 2,1 Prozent. Die Preise für Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 2,0 Prozent. Dienstleistungen verteuerten sich um 2,1 Prozent. Die Preise für unverarbeitete Lebensmittel zogen um 1,4 Prozent an.
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