Heute hat der japanische Finanzminister, Shunichi Suzuki, in einer Ansprache den schwächelnden Yen thematisiert. Dieser ist gegen den US-Dollar so schwach, wie zuletzt vor 20 Jahren.
Besonders seit Anfang März beschleunigte sich der Absturz der Währung und verlor um weitere 10%, was für die drittgrößte Wirtschaft der Welt schon ein alarmierendes Zeichen ist.
Suzuki gab zu verstehen, dass schwache Wechselkurse durchaus Vorteile mit sich bringen, in diesem Fall aber solche eher Schäden verursachen.
Gehen wir das mal Schritt für Schritt durch. Wenn eine Währung Wert gegen eine Leitwährung, wie den US-Dollar, verliert, hört sich das erstmal schlecht an. Jedoch wird der Markt für globale Abnehmer interessanter, denn durch den geringeren Wechselkurs sinkt der nominale Kaufwert.
Als Beispiel könnte man sagen, dass nun japanische Staubsauger attraktiver für den Weltmarkt sind, denn man kann mit weniger Geld mehr Staubsauger kaufen. Dies setzt aber mehrere Sachen voraus. Erstens darf die Währung nicht zu schnell und zu viel Wert verlieren, denn sonst adaptieren die Hersteller ihre Preise zu schnell an die Entwicklung und gleichen damit Kaufreize aus.
Zudem sollte die absolute Exportsumme über dem Importvolumen liegen oder mit den Veränderungen im Wechselkurs darübersteigen.
Japan galt seit den frühen 80ern als Export-Land. Dementsprechend überstiegen die Exporte die Importe sehr deutlich. Mit der Finanzkrise rutschte Japan aber stark in ein sogenanntes Handelsdefizit, was bedeutet, dass die Importe die Exporte übersteigen. Zwar kam die Wirtschaft diesbezüglich wieder auf die Beine, kreuzte aber die Linie zwischen Defizit und Plus öfter als in den starken Jahrzehnten.
Zuletzt lag das Defizit auf Minus-Ebenen, die seit 2014 nicht mehr erreicht wurden. Der schwächelnde Yen kann also darauf hindeuten, dass die Marktdynamik Exporte durch eine Abwertung wieder attraktiv machen möchte. Als produzierendes Land mit Marken, wie Sony, Toyota, Nissan, Toshiba, Canon und vielen anderen, hat das Land auf jeden Fall viel, was man um die Welt schicken kann.
Da aber die globalen Lieferketten stark belastet sind und Japan nicht gleich westlich von Andorra liegt, steht hier ein klarer Export-hemmender Faktor im Raum. Durch die weltweit steigende Inflation belastet das Handelsdefizit auch die Gesamtperformance der Wirtschaft und erhöht den inflationären Druck.
Gepaart mit der schwachen Währung, könnte der Binnenmarkt deutlich geschwächt werden. All dies sind Faktoren, die Finanzminister Suzuki offen zur Sprache bringt. Vergessen darf er aber nicht, dass seine Wirtschaft nicht einfach austauschbar ist und somit einen großen Wettbewerbsvorteil hat. Die oben benannten Marken sind nicht grundlos bekannt.
Auch wenn die aktuelle Lage brenzlig ausschauen mag, so steht Japan für Qualität – und Qualität wird immer Nachfrage generieren.
Emre Şentürk ist Head of Writing & Updates der Hopf-Klinkmüller Capital Management GmbH & Co KG (kurz: HKCM). Die HKCM ermittelt durch ein eigens entwickeltes Berechnungssystem hochpräzise Kurszielberechnungen mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 72% auf die benannten Tradingbereiche.