Während in den USA eine Regionalbank nach der nächsten in Turbulenzen gerät, erhöht die US-Notenbank die Zinsen weiter als wäre nichts geschehen.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets
5. Mai 2023
Noch einmal 25 Basispunkte ging es mit dem Leitzins nun über die Fünf-Prozent-Marke, was nicht gerade für Entspannung im schon mächtig unter Stress stehenden Bankensektor sorgen dürfte. Dabei liegen die Kreditvergabestandards in den USA bereits auf einem sehr restriktiven Niveau und wirken auf die Wirtschaft mehr als dämpfend.
Auch wenn es die vorerst letzte Zinserhöhung der Fed in diesem Zyklus gewesen sein dürfte, sie könnte genau diese eine zu viel gewesen sein, die das Fass zum Überlaufen bringt. Gebremst von der schwelenden Bankenkrise, aber andererseits gestützt von weiterhin guten Bilanzvorlagen der berichtenden Unternehmen bleibt der Aktienmarkt noch in der stabilen Seitenlage.
Für den DAX bedeutet dies ein Verharren unterhalb der 16.000er Marke, die der Index zum Wochenstart kurz übersprang, um dann aber auch gleich schon wieder den geordneten Rückzug anzutreten. Nun droht zusammen mit dem Allzeithoch um den Jahreswechsel 2021/22 herum ein aus technischer Sicht gefährliches Doppeltop. Sollte der DAX nicht zeitnah wieder die runde Marke erreichen, könnte sich vom aktuellen Niveau eine nachhaltige Abwärtsbewegung in Gang setzen, die den Markt durchaus in Richtung 200-Tage-Linie bei knapp über 14.000 Zählern führen könnte.
Die Handelswoche startete mit der zweitgrößten Bankenpleite in der Geschichte der USA und damit der dritten Bank, die aufgrund der steigenden Zinsen und mangelnder Liquidität die Türen schließen musste. Die ähnlich wie die Silicon Valley Bank auf Startup-Finanzierungen spezialisierte First Republic wird nun vollständig von JP Morgan übernommen. Daraus entsteht ein äußerst ungesunder Trend, auch weil die Konsolidierungen im Markt dazu führen, dass die großen Banken noch größer werden, was die Risiken in Sachen „too big to fail“ nicht gerade kleiner macht.
Die entscheidende Frage ist, wie lange sich die Banken in den USA noch gegenseitig unter die Arme greifen können und wann der sich derzeit beschleunigende Vertrauensverlust der Kapitalanleger noch größere Opfer fordert. Auch die Zinserhöhung der US-Notenbank dürfte nicht gerade dazu beigetragen haben, den Trend des Kapitalabzugs bei den Banken zu stoppen.
Beim deutschen Sportwagenhersteller Porsche könnte es nicht besser laufen. Im ersten Quartal steigerte das Unternehmen sowohl Umsatz als auch Gewinn um je ein Viertel. Grund dafür war eine deutlich höhere Auslieferungsquote, die mit einem abnehmendem Teilemangel möglich wurde. Unter dem Strich blieben 1,8 Milliarden Euro in den Kassen der Zuffenhausener. Auch die Mutter Volkswagen kann trotz des breiter aufgestellten Fahrzeugportfolios mit diesen Wachstumsraten mithalten. Die Wolfsburger konnten den operativen Gewinn zu Jahresbeginn um 35 Prozent steigern. Einschließlich Sondereffekten brach das Ergebnis allerdings um 31 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro ein. Beim Umsatz stand im ersten Quartal ein Plus von gut 20 Prozent.
Und am Freitag grüßt allmonatlich ein robuster Arbeitsmarkt in den USA. 253.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurden im April geschaffen und damit wieder einmal deutlich mehr als erwartet. Auch die Stundenlöhne stiegen mit 4,4 auf Jahressicht bzw. 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat stärker als erwartet. Zur Stunde allerdings sieht es danach aus, als würde die Börse froh sein, mal nicht über eine drohende Rezession nachzudenken und stattdessen eine weiter restriktive Federal Reserve in Kauf nehmen. Ob es so bleibt, dürfte die nächste Woche zeigen, wenn die Unterstützung durch gute Quartalszahlen aus den Unternehmen wegfällt.
Unterstützungen: 15.700/15.650 + 15.550/15.500 + 15.350/15.300
Widerstände: 15.850/15.900 + 16.000/16.050 + 16.200/16.250
Dieser Artikel stammt von RoboMarkets.