Zinseinnahmen und Berlin-Hyp-Übernahme steigern Gewinn der LBBW

Frankfurt (Reuters) – Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ihren Gewinn mit der Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp mehr als verdoppelt.

Das Ergebnis vor Steuern stieg 2022 auf 1,87 Milliarden Euro von 817 Millionen im Vorjahr, wie die LBBW am Mittwoch mitteilte. “Wir waren trotz Herausforderungen operativ noch nie so erfolgreich wie im vergangenen Jahr”, sagte LBBW-Chef Rainer Neske. Im Vorsteuerergebnis enthalten sind einmalige Sondereffekte von 972 Millionen Euro durch die Konsolidierung der Immobilienbank Berlin Hyp, die die LBBW im Juli übernommen hatte. Das um diese Effekte bereinigte operative Ergebnis wuchs um zehn Prozent auf 901 Millionen Euro.

Vor allem das Zinsergebnis aus dem Geschäft mit Privatkunden in den Sparkassen, sowie mit Immobilien- und Projektfinanzierungen kurbelten die Ergebnisse der LBBW an. Der Zinsüberschuss stieg um 13 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Die Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp erhöhte das Neugeschäftsvolumen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung auf 14 Milliarden Euro. Bankchef Neske sieht zunächst keine großen flächendeckenden Risiken im Bereich der Immobilienfinanzierung. Dementsprechend blieb die Risikovorsorge mit 239 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Das Institut verfügt aktuell über Rücklagen von insgesamt rund 822 Millionen Euro, womit sich die LBBW auf “eventuelle größere Verwerfungen gut gerüstet” sieht.

LBBW-KREDITE AN AUTOBRANCHE VERLIEREN AN GEWICHT

Im Rahmen ihrer Strategie, das Kreditbuch auszubalancieren, setzt die LBBW auf Wachstumsbranchen: Zum Ende des vergangenen Jahres reduzierte demnach die Landesbank in ihrem 98-Milliarden-Portfolio den Anteil der Kunden in der Automobilbranche auf elf Prozent von 17 Prozent zum Ende 2018. Der Anteil der Unternehmenskunden aus der Energie- und Pharmabranche hatte sich in den vergangenen Jahren dagegen erhöht. Ausschlaggebend für die Wahl einzelner Branchen und Unternehmen sei die Kreditfähigkeit, erklärte Bankchef Neske. Im Gespräch mit Journalisten bestätigte er, dass die LBBW bei der Finanzierung eines LNG-Terminals in den USA teilnimmt. “Für ein verantwortungsvolles Handeln in der Transformation müssen wir uns auch mit Brückentechnologien auseinandersetzen”, begründete Neske die Entscheidung.

Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten erwartet die LBBW für das laufende Jahr ein Vorsteuerergebnis unter dem Vorjahresniveau. Der Vorstand werde eine Ausschüttung von 240 Millionen Euro an die Anteilseigner bei der anstehenden Hauptversammlung vorschlagen.

(Bericht von Marta Orosz, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)