Hamburg (Reuters) - Volkswagen blickt nach einem Jahr mit vielen Schlaglöchern etwas entspannter voraus.
– von Jan Schwartz
Hamburg (Reuters) – Volkswagen blickt nach einem Jahr mit vielen Schlaglöchern entspannter voraus.
Nach dem Rückgang der Auslieferungen im abgelaufenen Jahr rechnet der Konzern 2023 mit einem Anstieg um fast 15 Prozent auf rund 9,5 Millionen Fahrzeuge. Grund ist der Auftragsbestand von 1,8 Millionen Fahrzeugen, der sich wegen fehlender Halbleiter und hartnäckiger Lieferengpässe aufgestaut hat. Der Umsatz soll in einer Spanne zwischen zehn und 15 Prozent zulegen, die operative Rendite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent landen, wie Volkswagen am Freitag mitteilte. Damit liegt das untere Ende der Spanne einen halben Prozentpunkt höher als für das vergangene Jahr prognostiziert worden war. Von dem Optimismus ließen sich die Anleger anstecken: Mit einem Kursplus von mehr als acht Prozent setzten sich die VW-Aktien in die Spitze der Gewinner im Dax.
Mit der Prognose peilt Europas größter Autobauer einen Konzernumsatz zwischen 307 und 331 Milliarden Euro an. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse um fast zwölf Prozent auf rund 280 Milliarden Euro angeschwollen. Das operative Ergebnis steigerten die Wolfsburger um 15 Prozent auf gut 22 Milliarden Euro. Unter dem Strich legte der Gewinn um rund drei Prozent auf 15,8 Milliarden Euro zu. Daraus sollen die Aktionäre eine um je 1,20 Euro angehobene Dividende erhalten. Statt 7,50 Euro je Stamm- und 7,56 Euro je Vorzugsaktie wie im Vorjahr sollen 8,70 beziehungsweise 8,76 an die Anteilseigner fließen, darunter als größte die Holding Porsche SE der Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar.
“Unsere Performance im vergangenen Jahr hat die verbesserte Widerstandskraft des Volkswagen Konzerns in einem schwierigen globalen Umfeld gezeigt”, erklärte Finanzchef Arno Antlitz, der auch das operative Geschäft des Wolfsburger Konzerns leitet. Trotz erheblicher Herausforderungen in der Lieferkette, die zu dem Rückgang der Auslieferungen geführt hätten, habe Volkswagen 572.100 reine Elektroautos ausgeliefert, 26 Prozent mehr als im Vorjahr, und gleichzeitig das operative Ergebnis weiter gesteigert. Fast alle Autobauer haben im vergangenen Jahr satte Gewinne erzielt, weil sie wegen des knappen Angebots höhere Preise durchsetzen konnten. Die Ergebnisse seien ein Beleg für die solide finanzielle Basis, auf der der Konzern seine Strategie umsetzen könne, sagte Antlitz. Er gehe davon aus, dass die Engpässe in der Lieferkette in diesem Jahr nachließen und der Autobauer so den hohen Auftragsbestand bedienen könne.
Der Barmittelzuflusses soll entsprechend stark steigen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Netto-Cashflow auf 4,8 Milliarden Euro fast halbiert, was Volkswagen auf die instabile Versorgung mit Bauteilen und die brüchigen Lieferketten zurückführt. Zugleich verfügte der weltweit zweitgrößte Autokonzern über ein üppiges Liquiditätspolster. Zum Jahresende standen hier 43 Milliarden Euro zu Buche. Darin sind gut 16 Milliarden Euro aus dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG enthalten. Die Gelder benötigt Volkswagen, um die hohen Investitionen in neue Elektroautos, Batteriezellfabriken und digitale Dienste zu stemmen. Weitere Gelder fließen für die Sonderdividende im Zusammenhang mit dem Porsche-Börsengang sowie für die reguläre Gewinnausschüttung für das abgelaufene Jahr ab, insgesamt rund elf Milliarden Euro. Dennoch will Volkswagen am Jahresende zwischen 35 und 40 Milliarden Euro in der Kasse haben.
(Bericht von Jan C. Schwartz, Christoph Steitz. Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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