Frankfurt (Reuters) - Volkswirte rechnen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge angesichts der hartnäckigen Inflation mit einem viel höheren EZB-Zinsgipfel als noch vor einem Monat.
Frankfurt (Reuters) – Volkswirte rechnen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge angesichts der hartnäckigen Inflation mit einem viel höheren EZB-Zinsgipfel als noch vor einem Monat.
Nach dem Wert in der Mitte (Median) der Ergebnisse gehen Ökonomen der am Freitag veröffentlichten Erhebung zufolge nun davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins im Mai, Juni und Juli um jeweils 0,25 Prozentpunkte hochsetzen wird. Alle 60 dazu befragten Ökonomen erwarten zudem, dass die Euro-Notenbank die Schlüsselsätze auf ihrem nächsten Zinstreffen am kommenden Donnerstag um 0,50 Prozentpunkte anheben wird. Damit würde die EZB den Zinshöhepunkt im Sommer bei 3,75 Prozent erreichen. In der Februar-Umfrage hatten die Experten den Zinsgipfel noch bei 3,25 Prozent erwartet.
Die EZB hat seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits fünf Mal um zusammengenommen 3,00 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit aktuell bei 2,50 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte erst vor einigen Tagen die Intention der Euro-Notenbank bekräftigt, am Donnerstag einen weiteren Schritt nach oben um 0,50 Prozentpunkte zu beschließen. An den Terminmärkten wird der Zinshöhepunkt derzeit bei 4,00 Prozent verortet.
Zwar war die Inflation im Euroraum aufgrund eines nachlassenden Preisdrucks bei Energie im Februar auf 8,5 Prozent von 8,6 Prozent im Januar gesunken. Die Kernrate, die die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, war aber auf 5,6 Prozent von 5,3 Prozent gestiegen. Das bereits vielen Währungshütern Sorgen. Denn dies könnte anzeigen, dass der Teuerungsschub womöglich noch hartnäckiger ist als bislang gedacht.
Aus der Umfrage geht zudem hervor, dass der Median von 3,75 Prozent bei den Erwartungen zum Zinsgipfel nur die Sicht von 19 Volkswirten ist. Zwölf der 60 Ökonomen rechnen mit einem höheren, 29 mit einem niedrigeren Zinsgipfel. Die höchste Prognose lag bei 4,25 Prozent. 35 von 38 Befragten, die eine entsprechende Zusatzfrage beantworteten, sehen das Risiko, dass der Zinsgipfel am Ende höher ausfallen könnte als von ihnen geschätzt. Die Umfrage fand zwischen dem 7. und 9. März statt.
(Bericht von Susobhan Sarkar, Vijayalakshmi Srinivasan, Jonathan Cable; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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