Berlin (Reuters) - In Deutschland stagniert die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss.
Berlin (Reuters) – In Deutschland stagniert die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss.
2021 beendeten 47.500 junge Menschen ihre Schulzeit, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss erworben zu haben, wie am Montag aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervorging. Dies entspricht einem Anteil von etwas mehr als sechs Prozent an allen gleichaltrigen Jugendlichen und hat sich damit seit 2011 nicht verändert. Etwa 60 Prozent dieser Gruppe sind Jungen. Zudem sind Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft mit 13,4 Prozent fast dreimal so oft betroffen wie gleichaltrige Deutsche mit 4,6 Prozent. “Trotz positiver Entwicklungen in einzelnen Bundesländern ist es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren”, sagte Nicole Hollenbach-Biele, Bildungs-Expertin der Bertelsmann Stiftung.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bezeichnete die Situation als dramatisch. “Denn wer keinen Schulabschluss hat, findet auch schwer eine Ausbildung und steht vor großen Hürden auf dem weiteren Lebensweg.” Das könne man nicht länger hinnehmen, müsse stärker auf die einzelnen Personen schauen und Bildungschancen für alle Jugendlichen ermöglichen. “Das Ziel muss eine individuelle Förderung und Begleitung sein, gerade sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher.” Zudem müssen wir die Digitalisierung der Bildung weiter vorantreiben”, betonte die FDP-Politikerin.
Wer ohne Abschluss die Schule verlässt, läuft laut Studie eher Gefahr, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, belegen Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht. Demnach sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Schulabschluss auch ohne Berufsausbildung. Das hat Folgen: Die Arbeitslosenquote ist bei Ungelernten fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.
“Die Weichen für einen erfolgreichen Berufseinstieg werden in der Schule gestellt”, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks von der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Junge Menschen müssten dort die notwendigen Grundkompetenzen erlernen, um eine Ausbildung im Betrieb erfolgversprechend zu beginnen. Denn die betriebliche Praxis zeige, “dass eine duale Ausbildung ohne ein solides schulisches Fundament für alle Seiten eine große Herausforderung ist”. Die Schule müsse die jungen Menschen besser vorbereiten. “Wir haben heute rund 100.000 weniger Schulabgänger als vor zehn Jahren”, sagte Dercks. “Wir können es uns daher nicht leisten, dass so viele ohne Schulabschluss in das Arbeitsleben gehen.”
Verlassen in Bayern 5,1 Prozent aller Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, sind es in Bremen mit zehn Prozent anteilig fast doppelt so viele. Größere Unterschiede lassen sich laut Studie zudem im Zeitverlauf erkennen: Während die Quote in Bremen, Rheinland-Pfalz und im Saarland seit 2011 gestiegen ist, ist sie in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und am deutlichsten in Mecklenburg-Vorpommern gesunken.
(Bericht von Klaus Lauer, Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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