Berlin (Reuters) - Die Hinweise auf eine überraschend robuste Konjunktur in Deutschland mehren sich.
Berlin (Reuters) – Die Hinweise auf eine überraschend robuste Konjunktur in Deutschland mehren sich.
Der Lkw-Verkehr auf den Autobahnen legte im Februar bereits den zweiten Monat in Folge zu. Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen stieg kalender- und saisonbereinigt um 2,4 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Januar hatte es ein Plus von 1,0 Prozent gegeben, das auf einen Einbruch von 4,9 Prozent im Dezember folgte. Dieser wurde auf die Grippewelle und tagelange Minus-Temperaturen zurückgeführt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat – der noch nicht vollständig vom russischen Krieg gegen die Ukraine geprägt war – sank der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex allerdings um 2,7 Prozent.
Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen wird von Ökonomen genau beobachtet: Sie liefert sehr frühe Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie, da wirtschaftliche Aktivität auch Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt. Der Anstieg ist daher ein erneutes Signal dafür, dass die Konjunktur wieder Tritt fasst. Die Produktion von Industrie, Bau und Versorgern hatte im Januar um 3,5 Prozent zum Vormonat zugelegt und damit so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Ökonomen schließen deshalb nicht mehr aus, dass die schon sicher geglaubte Winterrezession nun doch ausbleiben könnte. Im vierten Quartal 2022 ist das Bruttoinlandsprodukt wegen sinkender Konsumausgaben der Verbraucher um 0,4 Prozent gefallen. Folgt im laufenden ersten Quartal das zweite Minus in Folge, wird von einer technischen Rezession gesprochen.
Ein kräftiger Aufschwung ist Volkswirten zufolge allerdings unwahrscheinlich – auch wegen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese machen Kredite für Investitionen und Konsum teurer. “Folglich gehen wir davon aus, dass es im Verlauf dieses Jahres keine spürbare Beschleunigung des Wachstums geben wird”, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. “Vielmehr dürfte die Konjunktur über das gesamte Jahr sehr schwach bleiben, und die Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsproduktes werden sich voraussichtlich das ganze Jahr um die Nulllinie bewegen.”
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Myria Mildenberger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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