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Lieferengpässe plagen Lebensmittelhandel – “Lücken im Regal”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 14, 2023, 09:50 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel kämpft einer Umfrage zufolge immer noch mit Lieferengpässen und ist davon stärker betroffen als jede andere Branche.

ARCHIV: Gesamtansicht eines Wochenmarktes in Berlin

Berlin (Reuters) – Der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel kämpft einer Umfrage zufolge stärker als jede andere Branche mit Lieferengpässen.

Im Februar klagten 85,7 Prozent der Unternehmen darüber, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Im Januar waren es sogar 95,6 Prozent. “Schwierige Verhandlungen zwischen Herstellern und Händlern um Preise und Konditionen bei Lebensmitteln waren zuletzt eine wichtige Ursache für Lücken in den Regalen”, sagte Ifo-Handelsexperte Patrick Höppner. “Lebensmittelhersteller können Lieferstopps als Druckmittel in diesen Verhandlungen nutzen, während Händler ihrerseits von der Möglichkeit Gebrauch machen, Produkte bestimmter Hersteller zeitweilig aus dem Sortiment zu nehmen.” Im gesamten Einzelhandel ist die Lage entspannter: Hier sind 53,5 Prozent der befragten Unternehmen von Engpässen betroffen, nach 57,4 Prozent im Januar.

Leere Regale drohen dem Handelsverband Lebensmittel BVLH zufolge aber nicht. “Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung ist gesichert”, sagte ein Sprecher des Verbands der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei richtig, dass sich einzelne Handelsunternehmen mit Konsumgüterherstellern in schwierigen Verhandlungen befänden. Eine Grund dafür seien überhöhte Preisforderungen der meist multinational aufgestellten Großkonzerne für einige Markenartikel. Durch diese Situation entstehenden Regallücken begegneten die Händler entweder dadurch, “in dem sie verstärkt entsprechende Eigenmarken verkaufen oder durch die Listung alternativer Marken anderer Hersteller”, so der Sprecher.

Preistreiber nummer eins

Steigende Lebensmittelpreise haben mittlerweise Energie als größten Inflationstreiber in Deutschland abgelöst: Verbraucher mussten für Nahrungsmittel im Februar durchschnittlich 21,8 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, für Energie 19,1 Prozent. Dadurch verharrte die Inflationsrate im Februar bei 8,7 Prozent. “Hohe Nahrungsmittelpreise beeinflussen derzeit das Einkaufsverhalten im Lebensmittel-Einzelhandel stark”, sagte Ifo-Experte Höppner. “Viele Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen preissensitiver ein und sind auf der Suche nach guten Angeboten eher bereit, mehrere Geschäfte aufzusuchen und Einkäufe aufzuteilen.” Dadurch würden die Geschäfte tendenziell besser besucht: Nur 17,7 Prozent der Lebensmittel-Einzelhändler meldeten für das vierte Quartal 2022 eine niedrige Kundenfrequenz. Das ist der geringste Wert seit dem Jahr 2020.

Abseits der Lebensmittel sind die Engpässe insbesondere im Fahrradhandel stark zurückgegangen: Nur noch gut jeder vierte Händler ist betroffen. Noch im Juni 2022 gab es keinen Fahrradhändler, der keine Lücken in seinem Sortiment meldete. “Für viele Sport- und Outdoor-Produkte geht die bis in das Jahr 2022 pandemiebedingt starke Nachfrage wieder zurück, so dass sich auch Lieferprobleme wieder abschwächen”, begründete Höppner die Entwicklung.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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