Den Haag (Reuters) - Kosovos Ex-Präsident Hashim Thaci hat zum Auftakt seines Kriegsverbrecherprozesses die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.
– von Ivana Sekularac
Den Haag (Reuters) – Kosovos ehemaliger Präsident Hashim Thaci hat zum Auftakt seines Kriegsverbrecherprozesses die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.
Der 54-Jährige plädierte am Montag in sämtlichen Anklagepunkten auf nicht schuldig. Der frühere Kommandeur der kosovarischen Befreiungsarmee UCK steht vor einem Sondertribunal im niederländischen Den Haag, das sich mit Verbrechen befasst, die während des Kosovo-Kriegs Ende der 1990er-Jahre gegen Serbien begangen wurden. Thaci werden in insgesamt zehn Anklagepunkten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, darunter fast 100 Morde, Folter und Verschleppung. Teilweise sollen die Taten nach Ende der Kampfhandlungen begangen worden sein.
Chefankläger Alex Whiting sagte zum Auftakt der Verhandlungen, es könne keine Rechtfertigung geben “für die willkürliche Inhaftierung von Zivilisten und Personen, die sich nicht im Kampfeinsatz befinden, und für ihre Misshandlung, Folter und Ermordung”. Der Fall sei aufgenommen worden “um die Rechtsstaatlichkeit und den Grundsatz zu verteidigen, dass niemand über dem Gesetz steht, auch nicht in Kriegszeiten”. Es wurde mit einem längeren Verfahren gerechnet: Die Anklage wird nach eigenen Angaben zwei Jahre benötigen, um ihren Fall darzulegen. Am Dienstag soll Thacis Anwalt eine Erklärung abgeben.
Thaci muss sich gemeinsam mit drei weiteren früheren Anführern der Befreiungsarmee des Kosovo vor dem Tribunal verantworten. Auch diese haben im Vorfeld bereits erklärt, sie seien unschuldig. Die Verbrechen sollen von 1998 bis 1999 verübt worden sein. Damals kämpfte die UCK um die Unabhängigkeit des Kosovo, als es unter dem inzwischen verstorbenen Präsidenten Slobodan Milosevic noch eine Provinz Serbiens war. Mehr als 13.000 Menschen, die meisten von ihnen Mitglieder der albanischen Mehrheit des Kosovo, sollen während des Aufstands gestorben sein.
Bei seinen Anhängern gilt Thaci als Kriegsheld, der das Kosovo in die Unabhängigkeit führte. Auch der Westen arbeitete mit ihm zusammen. Der damalige US-Vize-Präsident und heutige Präsident Joe Biden nannte ihn “den George Washington des Kosovo”. Thaci war auf dem Weg zu einem Treffen mit Bidens Vorgänger Donald Trump, als seine Anklage im November 2020 veröffentlicht wurde. Er trat kurz darauf als Präsident zurück und wurde nach Den Haag gebracht.
(Geschrieben von Christian Rüttger und Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.