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Kartellverdacht bei Duftstoffkonzernen – Anleger pikiert

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 8, 2023, 13:05 GMT+00:00

Brüssel/Zürich/Frankfurt (Reuters) - Die weltweit führenden Duft- und Aromenhersteller sind in das Visier der Wettbewerbshüter geraten.

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Aromen- und Riechstoffherstellers Givaudan in seinem Innovationszentrum in Kemptthal, Schweiz

Brüssel/Zürich/Frankfurt (Reuters) – Die weltweit führenden Duft- und Aromenhersteller sind in das Visier der Wettbewerbshüter geraten.

Sowohl die EU-Kartellbehörde als auch die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) haben Untersuchungen gegen die Unternehmen wegen des Verdachts auf wettbewerbswidrige Absprachen eingeleitet. Neben dem deutschen Dax-Konzern Symrise sind die beiden Schweizer Hersteller Givaudan und Firmenich sowie International Flavors & Fragrances (IFF) aus den USA betroffen. Zusammen kontrollieren die vier Hersteller gut 60 Prozent des rund 39 Milliarden Euro großen Weltmarkts für Aromen und Grundstoffe für Parfüms, Düfte und Kosmetika.

An der Börse kam der Kartellverdacht nicht gut an. Die Aktien von Symrise fielen um bis zu 4,3 Prozent auf 91,52 Euro. Damit waren sie größter Verlierer im Dax. Givaudan tauchten um bis zu knapp vier Prozent ab. “Es ist das erste Mal, dass wir eine so umfangreiche Untersuchung in der Parfümindustrie erleben und die Behörden scheinen glaubwürdige Hinweise auf Fehlverhalten zu haben”, kommentierte Analyst Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. “Sollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten, würde dies einen erheblichen Imageschaden für die Riechstoffbranche bedeuten.” Hinzu kämen noch mögliche Geldstrafen für die Hersteller.

KARTELLWÄCHTER BEFÜRCHTEN ABSPRACHEN

Givaudan, Symrise, IFF und Firmenich bestätigten die Untersuchungen und erklärten, mit den Behörden vollumfänglich zu kooperieren. Bei Firmenich gab es nach Angaben des Unternehmens unangekündigte Inspektionen in seinen Büros in Frankreich, der Schweiz und Großbritannien. Symrise-Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram sagte am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz, das Unternehmen aus dem niedersächsischen Holzminden sei in dem Verfahren zur Zeit als Zeuge beteiligt. Weitere Einzelheiten kenne Symrise auch nicht. Zum Preisabsprachen-Verdacht der Behörden sagte Bertram: “Wir sehen uns da nicht betroffen.” Das Unternehmen stelle die gewünschten Unterlagen zur Verfügung. “Wir haben nichts zu verbergen und warten mal, wie sich die Sache weiter entwickelt.”

Die EU-Kartellbehörde untersuchte am Dienstag in mehreren Mitgliedsländern Unternehmen und einen Verband der Duftstoffbranche. Sie befürchtet, dass es bei der Lieferung von Duftstoffen und Duftinhaltsstoffen zu Absprachen gekommen ist, die gegen die Kartellvorschriften verstoßen. Die Razzien seien in Absprache mit dem US-Justizministerium und den Wettbewerbsbehörden in Großbritannien und der Schweiz ausgeführt worden. Laut der Schweizer Wettbewerbskommission besteht der Verdacht, dass die Firmen ihre Preispolitik koordinierten, Konkurrenten bei der Belieferung bestimmter Kundschaft behinderten und die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkten.

SYMRISE WILL 2023 FÜNF BIS SIEBEN PROZENT WACHSEN

Symrise ist nach eigenen Angaben derzeit die weltweite Nummer drei im Markt für Aromen und Grundstoffe für Parfums, Düfte und Kosmetika. Marktführer ist demnach IFF, gefolgt von Givaudan, Firmenich liegt auf Platz vier. Duftstoffe werden vielfältig eingesetzt, vor allem in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten sowie Wasch- und Reinigungsmitteln. Nach Einschätzung von Symrise machen Düfte gut 13 Prozent des 39 Milliarden-Euro schweren Gesamtmarktes und damit 5,1 Milliarden Einnahmen aus. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Gesamtmarkt 2023 um drei bis vier Prozent wächst – das will der Konzern mit einem Wachstum von fünf bis sieben Prozent übertreffen. 2022 betrug das organische Wachstum sogar mehr als elf Prozent.

Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von Symrise soll sich in diesem Jahr auf rund 20 Prozent belaufen und damit am unteren Ende der bis 2025 angepeilten Bandbreite von 20 bis 23 Prozent. Denn Gegenwind kommt in diesem Jahr von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen, wie Bertram sagte. Im vergangenen Jahr war die operative Rendite wegen Wertberichtigungen bei der Beteiligung Swedencare auf 17,2 (2021: 21,3) Prozent gefallen und verfehlte damit die ursprünglich angestrebten rund 21 Prozent. Ohne die Wertberichtigungen betrug die Marge 20 Prozent. Da der Konzerngewinn um mehr als acht Prozent zulegte, plant Symrise die 13. Dividendenerhöhung in Folge. Die Aktionäre sollen eine drei Cent höhere Dividende von 1,05 Euro erhalten.

(Bericht von Patricia Weiß, Foo Yun Chee, Oliver Hirt und Paul Arnold, Mitarbeit von Anika Ross, redigiert von Myria Mildenberger und Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

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