London/Zürich (Reuters) - Ein langjähriger Großaktionär hat der krisengeplagten Credit Suisse den Rücken gekehrt und ist ausgestiegen.
London/Zürich (Reuters) – Ein langjähriger Großaktionär hat der krisengeplagten Credit Suisse den Rücken gekehrt und ist ausgestiegen.
Der US-Investor Harris Associates habe seine Anteile komplett verkauft, sagte Harris-Anlagechef David Herro in der Nacht auf Montag der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte damit einen Bericht der “Financial Times”. Gegenüber der britischen Zeitung erklärte Herro, es stellt sich die Frage nach der Zukunft der Schweizer Großbank. Er wies auf die schweren Abflüsse im Kerngeschäft Vermögensverwaltung hin. Ein Vertrauensverlust hatte Millionäre und Milliardäre im vierten Quartal veranlasst, fast 93 Milliarden Franken bei Credit Suisse abzuziehen.
Harris hielt noch im August rund zehn Prozent an Credit Suisse und war damals der größte Eigner. Doch in Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung begann das Anlagehaus aus Chicago im Oktober, Anteile zu verkaufen. Im Januar hielt Harris dann noch rund fünf Prozent. Herro setzte ein Fragezeichen hinter den laufenden radikalen Umbau des Traditionsinstituts. Credit Suisse will insbesondere das Investmentbanking eindampfen. Dabei soll das Verbriefungs-Geschäft an den Finanzinvestor Apollo verkauft und ein bedeutender Teil der verbleibenden Sparte verselbstständigt werden.
Dieser Plan sei beschwerlich und koste deutlich mehr Geld als erwartet, erklärte Herro. Es gebe viele andere Möglichkeiten zu investieren. “Steigende Zinssätze bedeuten, dass viele europäische Finanzwerte in die andere Richtung gehen. Warum sollte man in etwas investieren, das Kapital verbrennt, wenn der Rest des Sektors es jetzt erwirtschaftet?”
In einer Stellungnahme der Bank hieß es, Credit Suisse sei ihrem Plan voraus und habe klare strategische Ziele. “Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die erfolgreiche Umsetzung unseres Plans und die Erreichung unserer Ziele, um sicherzustellen, dass die neue Credit Suisse nachhaltigen Wert für alle unsere Stakeholder schafft.” Das Zürcher Institut hatte im Geschäftsjahr 2022 mit 7,3 Milliarden Franken den höchsten Verlust seit der Finanzkrise eingefahren.
Die Nachricht des Ausstiegs von Harris drückte die Credit-Suisse-Aktie um weitere zwei Prozent. Allein im vergangenen Jahr hat die Bank an der Börse zwei Drittel an Wert eingebüsst. Während viele westliche Profi-Anleger die Titel inzwischen meiden, springen zunehmend Investoren aus dem Nahen Osten in die Bresche. Größter Aktionär ist inzwischen die Saudi National Bank mit rund zehn Prozent. Der Staatsfonds von Katar, die Qatar Investment Authority (QIA), stockte seine Beteiligung zuletzt auf 6,87 Prozent auf. Mit der saudischen Familie Olayan gehört ein dritter Investor aus der Region zu den größten Credit-Suisse-Aktionären.
(Bericht von Elisa Martinuzzi, Oliver Hirt und Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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