(Reuters) - Nach dem mutmaßlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger in Sankt Petersburg haben die Behörden nach eigenen Angaben eine Tatverdächtige gefasst.
– von Andrew Osborn und Filipp Lebedev
(Reuters) – Nach dem tödlichen Anschlag auf einen Militärblogger in St. Petersburg haben die russischen Behörden ein mutmaßliches Geständnis einer festgenommenen Frau veröffentlicht.
Auf der vom Innenministerium am Montag verbreiteten Aufnahme soll eine 26-jährige Russin zu sehen sein, die gesteht, die Bombe Wladlen Tatarski am Sonntag in einem Cafe überreicht zu haben. Das russische Anti-Terror-Komitee NAC machte als Drahtzieher den ukrainischen Geheimdienst verantwortlich mit Hilfe von Unterstützern des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny. Dessen Anhänger wiesen die Anschuldigung zurück. Die Ukraine hatte am Sonntag von russischem Inlandsterrorismus gesprochen und eine Verwicklung verneint.
Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge war die Frau wegen Protests gegen den Krieg in der Ukraine schon einmal festgenommen worden. Laut unbestätigten weiteren russischen Medienberichten soll sie den Ermittlern gesagt haben, dass sie nichts von der Bombe gewusst habe. Ihr Ehemann habe diese Darstellung unterstützt. Der Sprengsatz war demnach in einer Figur versteckt. Aufnahmen von vor der Explosion zeigen, wie er die kleine Statue bewundert und den anderen Gästen des Cafes zeigt. Bei der Detonation wurden 32 von ihnen verletzt.
Tatarski hieß eigentlich Maxim Fomin und war einer der prominentesten Militärbloggern Russlands. In seinen Online-Beiträgen befürwortete er den Krieg gegen die Ukraine, kritisierte aber auch oft Spitzenvertreter des Militärs. Beim Messagingdienst Telegram folgten ihm mehr als 560.000 Menschen. Tatarski hatte selbst in der Ukraine gekämpft. Im vergangenen Jahr sprach er davon, dass für einen russischen Sieg dort “alle getötet” und “alle ausgeraubt” werden müssten.
Trauernde legten am Montag trotz eines Schneesturms Blumen vor dem Cafe. Sollte sich bestätigen, dass es sich um einen Anschlag handelte, wäre dies das zweite bekannte Attentat dieser Art auf russischem Boden seit der Invasion im Februar 2022. Im August war bei einer Autobombenexplosion bei Moskau die Publizistin Darja Dugina getötet worden. Sie war die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin. Die Ukraine wies auch dazu jede Verwicklung zurück. Der russische Geheimdienst FSB erklärte Anfang März, er habe einen von der Ukraine unterstützten Anschlagsversuch auf einen Geschäftsmann verhindert, der sich für den Krieg ausgesprochen habe. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
(Weitere Mitarbeit: Lidia Kelly, Mark Trevelyan und Felix Light, geschrieben von Christian Rüttger und Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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