Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Exporte im Februar wegen der starken Nachfrage aus den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China so stark gesteigert wie seit zehn Monaten nicht mehr.
Berlin (Reuters) – Die kräftige Nachfrage aus den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China haben die deutschen Exporte im Februar so stark steigen lassen wie seit zehn Monaten nicht mehr.
Die Ausfuhren wuchsen um 4,0 Prozent zum Vormonat auf 136,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das ist das größte Plus seit April 2022. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Wachstum von 1,6 Prozent gerechnet, nachdem es im Januar bereits einen Anstieg von 2,5 Prozent gegeben hatte. Die Importe legten diesmal sogar um 4,6 Prozent auf 120,7 Milliarden Euro zu, nachdem sie zuvor fünf Monate in Folge geschrumpft waren.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sprach angesichts der globalen Unsicherheiten von einem “kleinen Lichtblick”. “Weiter nachlassende Lieferengpässe sorgen aktuell für positive Impulse”, sagte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg angesichts der besseren Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten, die ein schnelleres Abarbeiten der Aufträge ermöglicht. “Auch der Handel mit Deutschlands wichtigstem Handelspartner China belebt sich wieder.” Dort wurden die strikten Corona-Auflagen beendet. Die schwächelnde weltweite Nachfrage, hohe Inflationsraten und der zunehmende Protektionismus belasteten jedoch weiterhin die deutsche Außenwirtschaft, so Herweg.
Dennoch dürfte die positive Entwicklung “einen kräftigen Wachstumsimpuls im ersten Quartal bescheren”, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. “Der Außenhandel könnten also einen schwachen privaten Konsum und die leidende Bauwirtschaft etwas kompensieren”, fügte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, hinzu. Viele Experten gehen sogar davon aus, dass die lange erwartet Winterrezession dadurch ausgeblieben sein dürfte.
“BÄUME WACHSEN NICHT IN DEN HIMMEL”
Die Ausfuhren in die EU-Staaten nahmen im Februar um 2,0 Prozent zum Vormonat auf 73,9 Milliarden Euro zu. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 14,0 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 9,4 Prozent. Die Exporte nach China legten sogar um 10,2 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro zu. “Dies legt bestes Zeugnis dafür ab, dass die deutsche Exportwirtschaft vom Wegfall der Corona-Beschränkungen in China profitiert”, sagte Ökonom Gitzel. Die Lieferungen nach Großbritannien legten um 2,5 Prozent zu auf 6,3 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in die Russische Föderation brachen dagegen um 14,3 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro, die Importe von dort um 67,2 Prozent auf 0,3 Milliarden Euro.
Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist derzeit so gut wie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor über einem Jahr nicht mehr, was für einen anhaltenden Aufwärtstrend spricht. Das Barometer für deren Exporterwartungen stieg im März um 0,5 auf plus 4,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Unternehmensumfrage ermittelte. “Der Exportnachfrage fehlt noch etwas der Schwung”, schränkte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, aber ein. Im Februar 2022 habe der Wert mit 15,6 Punkten fast viermal so hoch gelegen. “Die Bäume werden aber kaum in den Himmel wachsen”, warnte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Wegen der wachsenden Spannungen zwischen den Großmächten könnte das globale Umfeld bald ruppiger werden”, fügte er mit Blick auf das angespannt Verhältnis zwischen den USA und China hinzu.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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