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Handel setzt weniger um – “Verbraucher schnallen Gürtel enger”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 8, 2023, 10:20 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler sind überraschend schwach ins Jahr gestartet.

ARCHIV: Figuren vor einer Aktiengrafik und dem Wort "Inflation"

Berlin (Reuters) – Die deutschen Einzelhändler sind angesichts anhaltender Kaufkraftverluste ihrer Kunden schwach ins Jahr gestartet.

Sie setzten im Januar 0,7 Prozent weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz um 0,3 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 2,0 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2022 verzeichnete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 6,9 Prozent.

“Damit bleibt der Umsatz sichtbar niedriger als vor der Corona-Pandemie”, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die Entwicklung. Eine grundlegende Änderung sei wegen der schlechten Verbraucherlaune angesichts der anhaltend hohen Inflation und sinkender Reallöhne nicht in Sicht. “Für den privaten Verbrauch bleibt das Wachstumssignal ausgeschaltet”, sagte Krüger.

Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei 8,7 Prozent, weil vor allem Energie und Lebensmittel deutlich mehr kosten. “Viele Verbraucher mussten zuletzt den Gürtel enger schnallen”, sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner. “Die jüngsten Lohnabschlüsse zeigen zwar vergleichsweise hohe Zuwächse, reichen aber nicht aus, um die Belastungen aus der gestiegenen Teuerung abzufedern.”

INTERNET- UND VERSANDHANDEL LEIDEN

Gegen den Trend nahm der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln im Januar zu: Er wuchs um 3,1 Prozent zum Vormonat. Bei Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln können Verbraucher kaum sparen. Anders sieht es bei Produkten aus, die nicht zu Lebensmitteln gehören, wo der Umsatz um 0,8 Prozent sank. In dem vor allem während der Corona-Pandemie boomenden Internet- und Versandhandel fiel der Umsatz sogar um 6,5 Prozent schwächer aus als im Vormonat.

Der deutsche Einzelhandel rechnet in diesem Jahr wegen der hohen Inflation mit dem größten Umsatzschwund seit der globalen Finanzkrise 2009. Inflationsbereinigt (real) dürfte er um drei Prozent sinken, sagte der Handelsverband Deutschland (HDE) kürzlich voraus. “Der Einzelhandel behauptet sich 2023 unter nach wie vor schwierigen Bedingungen gut, verliert jedoch leicht an Boden”, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Mehr als die Hälfte der befragten Händler rechnet mit leicht oder sogar deutlich sinkenden Umsätzen im laufenden Jahr. Die Zahl der Betriebe im Handel dürfte zudem weiter sinken, vor allem in kleinen und mittleren Städten dürften viele Geschäfte dichtmachen, befürchtet der HDE.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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