Berlin (Reuters) - Die Geschäfte der deutschen Einzelhändler kommen wegen der Kaufkraftverluste ihrer Kunden nicht in Schwung.
Berlin (Reuters) – Die Geschäfte der deutschen Einzelhändler kommen wegen der Kaufkraftverluste ihrer Kunden nicht in Schwung.
Sie setzten im Februar 0,5 Prozent weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz sogar um 1,3 Prozent. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 7,1 Prozent.
“Der Einzelhandel bekommt damit derzeit deutlich die eingetrübte Konsumstimmung zu spüren”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. “Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind nach wie vor sehr verunsichert und halten ihr Geld eher zusammen.” Den Arbeitnehmern droht das vierte Jahr in Folge mit Reallohneinbußen, da die Preise nach Prognose von Ökonomen erneut schneller als die Löhne steigen dürften. “Ein Konsum-Comeback verhindern vor allem steigende Nahrungsmittelpreise”, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “In der aktuellen Magerzeit ist schwer erkennbar, wo eine Konsumwende herkommen soll. Hohe Lohnabschlüsse werden nur kurzzeitig für Erleichterung sorgen, da sie die Preiserhöhungen von morgen sind.”
Gegen den Trend nahm der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln im Februar zu, wenn auch nur um 0,2 Prozent zum Vormonat. “Damit erholte sich der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel in den ersten beiden Monaten des Jahres leicht vom Umsatztief im Dezember”, betonten die Statistiker. Ende des vergangenen Jahres war er so niedrig ausgefallen wie seit über acht Jahren nicht mehr, was mit den um mehr als ein Fünftel gestiegenen Lebensmittelpreisen erklärt wird. Im Internet- und Versandhandel zog der Umsatz um 4,0 Prozent zum Vormonat an.
Der deutsche Einzelhandel rechnet in diesem Jahr wegen der hohen Inflation mit dem größten Umsatzschwund seit der globalen Finanzkrise 2009. Inflationsbereinigt (real) dürfte der Umsatz um drei Prozent sinken, bekräftige HDE-Hauptgeschäftsführer Genth die Prognose. Impulse erhoffen sich die Einzelhändler vom Ostergeschäft. Erwartet werden Einnahmen von 2,2 Milliarden Euro, wie der HDE schätzt.
(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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