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Durchsuchungen bei Wohnungskonzernen – Korruptionsverdacht

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 7, 2023, 15:07 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Ermittler untersuchen Korruptionsvorwürfe bei Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia.

ARCHIV: Der Hauptsitz des deutschen Immobilienunternehmens Vonovia SE in Bochum, Deutschland

Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) – Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Korruptionsvorwürfen bei Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia und der Stuttgarter Immobiliengruppe GWG.

“Heute haben die Ermittlungsbehörden bei uns Unterlagen eingesehen, da zum Schaden von Vonovia offenbar der Verdacht von mutmaßlich problematischen Vorgängen bei der Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmer besteht”, erklärte der Bochumer Konzern am Dienstag. Die GWG Gruppe teilte mit, die Staatsanwaltschaft sei auch bei ihr vorstellig geworden.

Die Staatsanwaltschaft Bochum erklärte, sie führe ein Ermittlungsverfahren, “das strafbare Handlungen zum Nachteil von zwei in Bochum und Süddeutschland ansässigen Wohnungsunternehmen zum Gegenstand hat”. Es gehe unter anderem um den Verdacht der Bestechlichkeit und Bestechung, der Untreue und des Betruges. Die Ermittler durchsuchten mehr als 40 Wohnungen und Büros in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen. Vier Haftbefehle seien vollstreckt worden.

Die Ermittlungen richten sich laut Staatsanwaltschaft “gegen mehrere (ehemalige) Mitarbeiter des in Bochum ansässigen Wohnungsunternehmens, Personen aus deren Umfeld sowie Verantwortliche mehrerer Unternehmen, die mit dem Wohnungsunternehmen in Geschäftsverbindung stehen oder standen”. Hochrangige Manager sind aber offenbar nicht unter den Verdächtigen. Denn diese seien nach bisherigen Erkenntnissen “höchstens dem mittleren Management zuzuordnen”. Die Verdächtigen hätten offenbar “für das Wohnungsunternehmen tätige Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür als Gegenleistung Geld oder Sachleistungen erhalten”. Auch gehe es um überhöhte Abrechnungen. Die so erlangten Gelder “sollen anschließend zwischen den Beschuldigten aufgeteilt worden sein”.

Nach dem Wechsel eines Beschuldigten zu einem süddeutschen Wohnungsunternehmen sollen die Verdächtigen der Staatsanwaltschaft zufolge bei dortigen Ausschreibungen Absprachen getroffen haben, um so die Auftragsvergabe an ein bestimmtes Unternehmen zu sichern. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft vor dem Hintergrund laufender Ermittlungen nicht nennen.

Zuvor hatte die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass Polizei und Steuerfahndung seit dem frühen Morgen Vonovia wegen des Verdachts von Betrug, Bestechlichkeit und Korruption bei der Vergabe von Aufträgen durchsuchen. Vonovia sieht sich selbst als Geschädigte und erklärte, “sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert” zu sein. “Hierbei handelt es sich nach unseren ersten Informationen um einen finanziellen Schaden. Schäden an Menschen oder Gebäuden ist nicht entstanden”, hieß es in der Stellungnahme des Bochumer Konzerns. Auch die GWG Gruppe sieht sich in der Affäre als Opfer. “Als möglicherweise geschädigtes Unternehmen kooperieren wir selbstverständlich vollumfänglich mit den Behörden und sind an einer umfassenden Klärung des Sachverhalts interessiert”, sagte eine GWG-Sprecherin auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittle seit dem Morgen bei dem Unternehmen. Es gehört als Teil der genossenschaftlichen Bankengruppe zur R+V Versicherung. Der Großteil der 15.000 von der GWG verwalteten Wohn- und Gewerbeeinheiten liegt in Baden-Württemberg.

An der Börse sorgten die Durchsuchungen für Unruhe bei den Anlegern. Die im Leitindex Dax enthaltene Vonovia-Aktie gab um mehr als sechs Prozent auf 22,28 Euro nach.

(Von Hans Seidenstücker, Alexander Hübner und Matthias Inverarid, redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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