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Credit Suisse entdeckt Schwächen bei Kontrollmechanismen

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 14, 2023, 09:50 GMT+00:00

Zürich (Reuters) - Eine der schwersten Krisen der Firmengeschichte kostet der Konzernleitung der Credit Suisse ihre gesamten Boni.

ARCHIV: Das Logo der Schweizer Bank Credit Suisse am Hauptsitz in Zürich

Zürich (Reuters) – Die krisengeplagte Credit Suisse hat erhebliche Schwächen bei der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung ausgemacht.

Konzernchef Ulrich Körner und Finanzchef Dixit Joshi seien nach einer Überprüfung zum Schluss gekommen, dass die Offenlegungs-Kontrollen und -Prozesse zum Jahresende 2022 nicht wirksam gewesen seien, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht der Schweizer Großbank. Der Buchprüfer PWC kam zu einem ähnlichen Schluss. Dennoch bestätigte die Bank die Finanzergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 sowie die zuvor veröffentlichten Finanzergebnisse für die Geschäftsjahre 2021 und 2020.

Credit Suisse wollte den Geschäftsbericht eigentlich schon am vergangenen Donnerstag veröffentlichen. Doch eine Intervention der US-Wertpapieraufsicht SEC veranlasste das Institut, die Publikation aufzuschieben. Die SEC sah Klärungsbedarf bei technischen Aspekten der Buchführung und damit zusammenhängenden Kontrollmechanismen.

Die Bank kam nun zum Schluss, dass Vorkehrungen zur Ermittlung von Falschangaben in der Finanzberichterstattung ungenügend waren. Das Management arbeite an einem Plan, um die Schwächen anzugehen. Dafür könnten beträchtliche Mittel notwendig sein, hieß es weiter.

“CREDIT SUISSE BLEIBT EINE GROSSBAUSTELLE”

Mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnete Credit Suisse 2022 eines der schwächsten Jahre ihres 167-jährigen Bestehens. Vor allem die Kosten für die Sanierung und der Kollaps der Erträge im Investmentbanking lasteten auf dem Ergebnis. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen erheblichen Vorsteuerverlust.

Zudem führte ein Vertrauensschwund der Kunden dazu, dass alleine im vierten Quartal 2022 gut 110 Milliarden Franken von der zweitgrößten Schweizer Bank abgezogen wurden. “Diese Abflüsse stabilisierten sich auf viel tieferen Niveaus, waren aber zum Zeitpunkt dieses Berichts noch nicht rückläufig”, hieß es im Geschäftsbericht. Das Vertrauen der Investoren scheine noch nicht zurückgekommen zu sein, erklärte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Neugelder von Kunden blieben Mangelware. “Credit Suisse bleibt eine Großbaustelle.”

An der Börse hielt der Sinkflug der Credit-Suisse-Aktien an, die Titel verloren im frühen Handel weitere 3,4 Prozent. Die Fluchtbewegung aus Finanzwerten im Anschluss an den Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank hatte Credit Suisse am Vortag bereits fast zehn Prozent ins Minus gerissen.

UNTERNEHMENSLEISTUNG ERHÄLT KEINE BONI

Die Krise kostet die Unternehmensleitung ihre gesamten Boni. Konzernchef Ulrich Körner und seine Kolleginnen und Kollegen erhalten für 2022 lediglich die fixe Vergütung. Körner, der Ende Juli zum CEO befördert wurde, kommt damit auf 2,5 Millionen Franken. Sein Vorgänger Thomas Gottstein hatte nach einer Bonus-Kürzung für 2021 ein Gesamtgehalt von 3,75 Millionen Franken eingestrichen. Auch der Rest der Konzernleitung bekommt die Probleme des Instituts in der eigenen Geldbörse zu spüren. Die 18 Mitglieder des Gremiums erhalten für 2022 insgesamt 32,2 Millionen Franken. Im Jahr davor hatten sich Fixgehälter und Boni der Geschäftsleitung noch auf insgesamt 38,1 Millionen Franken belaufen. Den Bonus-Topf für alle Mitarbeiter halbierte Credit Suisse auf eine Milliarden Franken.

Die Rückstellungen für Rechtsrisiken sanken dem Geschäftsbericht zufolge auf 1,17 Milliarden Franken von 1,54 Milliarden Franken zum Ende des Vorjahres. Die Schätzung für die möglichen Verluste, die nicht durch Rückstellungen gedeckt seien, belaufe sich auf null bis 1,2 Milliarden Franken.

(Bericht von Oliver Hirt und Noele Illien; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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Reuterscontributor

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