Berlin (Reuters) - Der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im Januar so langsam gestiegen wie seit Kriegsbeginn vor knapp einem Jahr nicht mehr.
Berlin (Reuters) – Der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im Januar so langsam gestiegen wie seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht mehr.
Sie lagen um 25,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das ist der vierte Rückgang in Folge und das kleinste Plus seit Februar 2022, als der russische Krieg gegen die Ukraine begann. Im Dezember hatte die Teuerungsrate noch 29,8 Prozent betragen, im November 31,9 Prozent. 2022 waren die Erzeugerpreise wegen höherer Energie-, Dünger- und Futterkosten mit durchschnittlich 32,9 Prozent so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1961. Verglichen mit dem Vormonat sanken die Erzeugerpreise um 1,9 Prozent.
Entwarnung für die Inflation geben Volkswirte trotzdem nicht. “Das sind ja unverarbeitete Lebensmittel, die machen einen eher kleinen Teil des Warenkorbes aus”, sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW. “Ob zudem von den Preisrückengängen auf der Produzentenebene bei den Verbrauchern viel ankommen wird, wird man sehen. Wir sind da skeptisch.” Mit Preisrückgängen sei vorerst nicht zu rechnen – “abgesehen von den saisonüblichen Preisbewegungen etwa für Gemüse”.
Steigende Lebensmittelpreise haben mittlerweise Energie als größten Inflationstreiber in Deutschland abgelöst: Verbraucher mussten für Nahrungsmittel im Februar durchschnittlich 21,8 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, für Energie 19,1 Prozent. Dadurch verharrte die Inflationsrate im Februar bei 8,7 Prozent. Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte spiegeln die Entwicklung der Verkaufspreise der Landwirtschaft (ohne Umsatzsteuer) wider. Sie zeigen damit die Entwicklungen auf der ersten Wirtschaftsstufe an, also noch bevor die Waren in den Handel kommen oder verarbeitet werden. Das Auf und Ab gibt damit einen frühen Hinweis auf die künftige Entwicklung der Verbraucherpreise.
Pflanzliche Produkte verteuerten sich im Januar um durchschnittlich 10,7 Prozent. Das geht zu einem großen Teil auf die Entwicklung bei Speisekartoffeln zurück: Hier gab es ein Plus von 67,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Obst verbilligte sich gegen den Trend um 4,2 Prozent. Preisrückgänge gab es hier unter anderem bei Tafeläpfeln mit minus 18,2 Prozent. Für Gemüse musste knapp ein Drittel mehr bezahlt werden als noch im Januar 2022. Dabei stiegen insbesondere die Preise für Salat (+37,2 Prozent) und Kohlgemüse (+29,7 Prozent).
Überdurchschnittlich stark kletterten die Preise für tierische Erzeugnisse mit 36,3 Prozent. Milch verteuerte sich aufgrund eines knappen Rohmilchangebots mit 36,2 Prozent deutlich. Starke Steigerungen gab es auch bei Tieren (+35,7 Prozent) und Eiern (+45,0 Prozent).
(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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