Berlin (Reuters) - Corona-Pandemie und Energiekrise haben den zur Jahrtausendwende begonnenen Brauerei-Boom in Deutschland beendet.
Berlin (Reuters) – Corona-Pandemie und Energiekrise haben den zur Jahrtausendwende begonnenen Brauerei-Boom in Deutschland beendet.
2022 habe es bundesweit nur noch 1507 Brauereien gegeben und damit 45 weniger als im Vorkrisenjahr 2019, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Das war bereits das dritte Jahr mit einem Rückgang in Folge. “Über viele Jahre war der Begriff Brauereisterben ausgestorben, nun erleben wir leider eine traurige Trendwende”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele, am Montag. “Immer mehr Brauereien stehen massiv unter Druck – die Corona-Krise ging nahtlos in eine Energiepreiskrise über.”
Für dieses Jahr rechnet der Branchenverband nicht mit einer Besserung, im Gegenteil: Man müsse davon ausgehen, “dass die Zahl der Betriebsaufgaben in den nächsten zwei Jahren bedingt durch Kostensteigerungen und Inflation noch zunehmen wird und in Deutschland deutlich mehr Braubetriebe geschlossen als neugegründet werden”, sagte Eichele der Nachrichtenagentur Reuters. Es drohe eine schmerzhafte Konsolidierungsphase, die besonders Betriebe mittlerer Größe hart treffen könnte.
Bis zur Corona-Pandemie war die Zahl der Brauereien in Deutschland kontinuierlich gestiegen, um mehr als 270 Betriebe seit der Jahrtausendwende, so der DBB. “Die monatelangen Lockdowns für das Gastgewerbe und die Absage vieler tausend Veranstaltungen haben den Markt für Fassbier komplett zusammenbrechen lassen”, sagte Eichele. “Diese Einbußen haben viele Brauereien an die Grenzen ihrer Existenz gebracht.” Die Betriebe seien seit Beginn der Invasion Russlands in der Ukraine vor gut einem Jahr mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert.
Die Bundesländer mit der höchsten Zahl an Betriebsaufgaben seit dem Jahr 2019 sind den Angaben zufolge Bayern (24), Nordrhein-Westfalen (14) und Hessen (10). In Schleswig-Holstein ist die Zahl gegen den Trend leicht gewachsen. In Baden-Württemberg und Niedersachsen blieb sie unverändert.
Der DBB sieht in dem anhaltend hohen Kostendruck und der Inflation die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft in diesem Jahr – neben der Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasten demnach die Unternehmen, was sich auch auf die Bierpreise in Handel und Gastronomie auswirken werde. Mit Blick auf die schwierige Gesamtlage appelliert der DBB an die Politik, keine weiteren Belastungen zuzulassen. “Unternehmen, die nach drei Krisenjahren mit dem Rücken zur Wand stehen, brauchen mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie”, sagte Eichele.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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