Nach einem negativen Ausblick auf das 2. Quartal 2022 ist die Aktie von Netflix exrem stark gefallen. In jedem Crash steckt jedoch auch eine Chance!
Die Aktie, die (fast) nie fällt, hat es nun doch erwischt. Ausgelöst durch einen negativen Ausblick sackte der Kurs von Netflix in der zurückliegenden Handelswoche um über 24 Prozent ab. Grund dafür ist besonders die Prognose von Gewinn und Umsatz für das erste Quartal 2022. Statt 3,40 USD werden von dem US-Streaming-Anbieter jetzt nur noch 2,86 USD Gewinn pro Aktie erwartet.
Das hatten die erfolgsverwöhnten Anleger und Trader so nicht erwartet. Die ganzen schönen Kursgewinne seit dem Beginn der Corona-Pandemie wurden jetzt wieder fast in Luft aufgelöst. Die Aktie hat gestern mit 351 USD auf dem tiefsten Stand seit März 2020 erreicht. Zurück auf Los quasi.
Nachdem die Netflix-Aktie für lange Zeit den Nasdaq 100 Index geschlagen hat, hat sich das Bild jetzt radikal geändert. Von der regelmäßigen Outperformance von 15 bis 20 Prozent ist nichts mehr übrig geblieben. Jetzt steht der Wert bereits über 40 Prozent „in der Kreide“. Noch vor vier Wochen wäre eine solche Entwicklung völlig undenkbar gewesen. Doch die Realität holt auch bzw. selbst Netflix ein.
Im großen Bild auf Wochen-Ebene ist Netflix jetzt in eine breite Unterstützungszone eingetaucht. Die Reaktion hier nach dem Test der 350 USD Marke ist schon recht konstruktiv positiv. Allerdings ist der Bereich zwischen etwa 288 und 385 USD natürlich viel zu grob, um einschätzen zu können, ob sich auf diesem Niveau schon ein Neueinstieg lohnen könnte.
Im Tages-Chart wird es in diesem Zusammenhang schon sehr viel deutlicher. Denn hier lässt sich ein bekanntes Kursmuster, das bereits bei PayPal beobachtet werden konnte, erkennen. Seit dem Rekordhoch im Dezember bei 701 USD lässt sich die noch unfertige Struktur eines klassischen 5-welligen Abwärtsimpulses auf Basis der Elliott Wellen ausmachen. Das jüngste Crash-Tief bei 351 USD ist allerdings noch nicht einmal dem finalen Tief der Welle 3 zuzuordnen. Dieses ist erst bei etwa 290 USD zu erwarten.
Am Ende, als nach einer korrektiven Erholung im Rahmen der Welle 4, konnte Netflix deutlich unter die 300er-Marke rutschen. Welle 5 kann aus heutiges Sicht auf ca. 250 USD taxiert werden.
Anleger, die hier also auf ein Schnäppchen gieren, sollten sich dementsprechend noch etwas Geduld zeigen und erst nach der vollständigen Ausbildung des besagten Abwärtsimpulses zuschlagen. Denn erst dann könnte es sich lohnen bei der Netflix-Aktie zuzuschlagen. Eine Elliott-Wellen-Regel besagt nämlich: nach jedem 5-Teiler ist eine entsprechende Gegenbewegung zu erwarten. In diesem Fall könnte die Aktie dann gut 100 Prozent zulegen. Zudem wird auch das offene riesige GAP (Kurslücke nach dem Crash vom 21. Januar) nochmal eine große Rolle spielen. Allerdings wird das wohl erst ein Thema für das 2. Quartal sein.
Robert Schröder beschäftigt sich seit 2004 professionell mit den Aktien- und Finanzmärkten. Neben der klassischen Charttechnik, die er aus dem Effeff beherrscht, hat er sich auf die Elliott-Wellen spezialisiert.