Frankfurt (Reuters) - Eine Welle von Unternehmenszahlen und der anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank treiben Dax-Anleger um.
Frankfurt (Reuters) – Vor dem Zins-Entscheid der US-Notenbank sorgt eine Reihe überraschend stark ausgefallener Unternehmenszahlen für etwas Zuversicht an den Aktienmärkten.
Der Dax legte am Mittwoch bis zu 0,5 Prozent auf 13.164 Punkte zu; der EuroStoxx50 zog in der Spitze um 0,7 Prozent auf 3600 Zähler an. An der Wall Street deuteten Gewinne bei den US-Futures ebenfalls auf einen festen Handelsstart hin. “Es ist einer dieser Momente, in denen die Anleger auf die Ergebnisse in Europa schauen und denken, dass das Geschäft widerstandsfähig war”, sagte Danni Hewson, Finanzanalystin bei AJ Bell.
Für Beruhigung sorgten bereits die Ergebnisse von Microsoft sowie der Google-Mutter Alphabet vom Vorabend, die die Titel vor US-Börsenstart jeweils mehr als drei Prozent nach oben trieben. Beide Konzerne punkteten mit gestiegenen Umsätzen. Die soliden Berichte der Tech-Giganten hätten die Hoffnung geweckt, dass die Unternehmen mit strafferen monetären Bedingungen und einer schwächeren Wirtschaft umgehen können, sagte Pierre Veyret von ActivTrades.
Im Nacken sitzt den Anlegern aber die Energiekrise. Wie angekündigt hat Russland die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 am Morgen weiter eingeschränkt. Solange die zukünftige Energieversorgung für Deutschland nicht geregelt sei, hänge der Markt am Tropf der Politik im Kreml, sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Vor diesem Hintergrund setzte der europäische Erdgas-Future seine Rally fort und zog zeitweise mehr als 13 Prozent auf 222,50 Euro je Megawattstunde an. “Es sieht so aus, als ob die Verknappung jeden treffen wird”, sagte ein Gashändler.
Wenige Stunden vor dem Zins-Entscheid der US-Notenbank entfernte sich der Dollar unterdessen weiter von seinem jüngsten 20-Jahres-Hoch. Mit 106,95 Punkten notierte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,2 Prozent schwächer. “Die Märkte nehmen vor der heutigen Fed-Sitzung ein wenig vom Tisch”, sagte Simon Harvey, Devisen-Spezialist bei Monex Europe. Der Euro stieg um 0,3 Prozent auf 1,0144 Dollar, machte damit aber nur einen Teil der Verluste vom Vortag wieder wett. “Wir gehen davon aus, dass sich der Euro nur schwer nach oben bewegen wird, solange die Gaspreise so hoch bleiben”, sagte Colin Asher, Ökonom bei der Mizuho Bank.
Unter Börsianern gilt es als ausgemachte Sache, dass die Fed am Abend den Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. “Von daher wird der Ausblick der Notenbanker für die Börsen deutlich wichtiger sein als die Zinsentscheidung selbst”, betonte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Fed-Chef Jerome Powell werde sich zwar nicht festlegen, aber auch nicht darum herumkommen, Hinweise auf das zukünftige Tempo zu geben.
AUSBLICKE SORGEN FÜR ZUVERSICHT – NICHT BEI ADIDAS
In Europa meldete eine Reihe von Firmen unterschiedlicher Sektoren solide Gewinne, vom Automobilhersteller Mercedes Benz und dem Luxusgüterproduzenten LVMH bis hin zum Energieunternehmen Equinor. Bei den Einzelwerten überzeugte zudem der britische Sagrotan-Hersteller Reckitt Benckiser die Anleger mit einer hochgesetzten Umsatzprognose dank stark erhöhter Preise. Auch der Zahlungsdienstleister Worldline schnitt im Halbjahr besser ab als erwartet.
Ein revidiertes Jahresziel schickte dagegen Adidas mit einem Kursverlust von rund fünf Prozent ans Dax-Ende. Die Corona-Beschränkungen in China werden dem zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt auch in den nächsten Monaten noch schwer zu schaffen machen. Nach einem zurückhaltenden Ausblick müssen auch die Titel der Deutschen Bank Federn lassen und büßen in der Spitze 4,6 Prozent ein. Der Blick des Bankchefs in die Zukunft und die Bezeichnung des Renditeziels von acht Prozent als eine Herausforderung lasse Anleger vorsichtiger agieren, sagte Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Kerstin Dörr.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)
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