Berlin (Reuters) - Russland war jahrelang für die deutschen Exporteure der am schnellsten wachsende große Auslandsmarkt.
Berlin (Reuters) – Russland war jahrelang für die deutschen Exporteure der am schnellsten wachsende große Auslandsmarkt.
Dann folgten erste Dämpfer wegen der Sanktionen nach der russischen Annexion der Krim 2014, ehe der Überfall auf die Ukraine vor fast genau einem Jahr die Ausfuhren einbrechen ließ. Nachfolgend ein Überblick über die deutsch-russischen Außenhandelsbeziehungen:
Die deutschen Exporte nach Russland sind im vergangenen Jahr wegen der westlichen Sanktionen infolge des Angriffs auf die Ukraine eingebrochen. Waren im Wert von 14,6 Milliarden Euro wurden in das Land geliefert und damit 45,2 Prozent weniger als 2021. In der Rangfolge der wichtigsten Abnehmerstaaten deutscher Ausfuhren fiel Russland damit vom 15. auf den 23. Platz zurück. Wichtigstes Gut waren pharmazeutische Produkte, da der Gesundheitssektor von den westlichen Sanktionen ausgenommen wurde. Sie legten um 17,6 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zu. Die Maschinenexporte gingen dagegen um mehr als die Hälfte auf 2,8 Milliarden Euro zurück, die Ausfuhren chemischer Erzeugnisse sanken um 43,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.
Aufgrund kriegsbedingt stark gestiegener Preise für Energie – etwa Öl und Gas – wuchsen die deutschen Importe aus Russland dagegen um 6,5 Prozent auf 35,3 Milliarden Euro. Die aus Russland importierte Warenmenge ging allerdings um 41,5 Prozent zurück. In der Rangfolge der wichtigsten Warenlieferanten fiel Russland dadurch vom zwölften auf den 14. Platz zurück. Aufgrund der hohen Einfuhrpreise blieben Erdöl und Erdgas mit einem Wert von 18,5 Milliarden Euro (-5,1 Prozent zum Vorjahr) immer noch die wichtigsten Importgüter aus Russland. Und das, obwohl die Erdöl- und Erdgasimporte mengenmäßig um 47,4 Prozent einbrachen.
Die Handelsbilanz mit Russland wies ein Defizit von 20,7 Milliarden Euro auf, weil wesentlich mehr importiert als exportiert wurde. 2021 hatte das Minus lediglich bei 6,5 Milliarden Euro gelegen. “Aufgrund der hohen Preise für Energieimporte und der niedrigeren Warenexporte infolge der Sanktionen verzeichnete der deutsche Außenhandel mit Russland den höchsten Importüberschuss im Handel mit Russland seit 1992, dem Jahr der Gründung der Russischen Föderation”, betont das Statistische Bundesamt.
Eine rasche Trendwende erwartet der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft nicht. “Die Aussichten für das Exportgeschäft mit Russland bleiben düster”, sagt Geschäftsführer Michael Harms. “Der Krieg und seine Folgen – Sanktionen, Rezession und Kaufkraftverlust in Russland sowie der anhaltende Rückzug deutscher Unternehmen vom russischen Markt – werfen uns in den bilateralen Handelsbeziehungen um Jahrzehnte zurück.” Die Güterexporte nach Russland dürften sich in diesem Jahr auf niedrigem Niveau einpendeln. “Da inzwischen kaum noch Energierohstoffe aus Russland bezogen werden, wird auch das Handelsbilanzdefizit deutlich zurückgehen”, sagt Harms voraus.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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