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Wie Russland ein Jahr nach Kriegsbeginn wirtschaftlich dasteht

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Feb 17, 2023, 12:52 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Vor knapp einem Jahr hat Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Der anfangs erwartete heftige Wirtschaftseinbruch als Folge der westlichen Sanktionen ist bislang ausgeblieben.

Wie Russland ein Jahr nach Kriegsbeginn wirtschaftlich dasteht

Berlin (Reuters) – Vor knapp einem Jahr hat Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Der anfangs erwartete heftige Wirtschaftseinbruch als Folge der westlichen Sanktionen ist bislang ausgeblieben.

Allerdings steht das einst boomende Schwellenland vor einer Vielzahl von Problemen. Nachfolgend ein Überblick, wie die russische Wirtschaft derzeit dasteht.

Wirtschaftswachstum

Im ersten Kriegsjahr 2022 ist das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent geschrumpft. Dabei hatten einige Experten aufgrund der westlichen Sanktionen mit einem Einbruch um mindestens zehn Prozent gerechnet. Der Zentralbank zufolge hat sich die heimische Wirtschaft, die schon seit Jahren mit Sanktionen leben muss, aber rasch an die neue Lage angepasst. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für dieses Jahr ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent voraus, dem 2024 ein Plus von 2,1 Prozent folgen soll. Nach Prognose der Ratingagentur Scope wird die russische Wirtschaft erst am Ende des Jahrzehnts auf das vor dem Einmarsch in die Ukraine erreichte Niveau zurückkehren. Der Kreml habe zwar mit Hilfe der Zentralbank die zeitweise hohen Exporteinnahmen dazu genutzt, um die unmittelbaren Folgen des Krieges und der westlichen Sanktionen auf die Binnenwirtschaft abzufedern. “Aber die längerfristigen Aussichten haben sich verschlechtert”, sagt Scope-Analyst Levon Kameryan. Die russische Wirtschaft werde daher voraussichtlich bis etwa 2030 brauchen, um wieder das Vorkriegsniveau erreichen.

Staatshaushalt

Wegen hoher Rüstungsausgaben und einbrechender Einahmen aus Energieexporten steuert Russland in diesem Jahr erneut auf ein Staatsdefizit zu. Es soll höchstens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen, sagt Finanzminister Anton Siluanow. Experten sind da skeptischer, wurde doch allein im Januar ein Fehlbetrag von fast 25 Milliarden Dollar gemeldet, der zum Teil auf die sinkenden Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuführen ist. Dies veranlasste Analysten dazu, ein Haushaltsdefizit von bis zu 5,5 Billionen Rubel (69,4 Milliarden Euro) für das Gesamtjahr zu veranschlagen. Das entspräche 3,8 Prozent des BIP – fast doppelt so viel wie geplant. Russland verkauft bereits Devisen im Wert von 8,9 Milliarden Rubel (gut 112 Millionen Euro) pro Tag, um das Defizit zu decken. Auch denkt die Regierung über eine einmalige “freiwillige” Steuer für Großunternehmen nach, die rund 300 Milliarden Rubel in die Staatskasse spülen könnte.

Inflation

Die Inflationsrate lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 11,9 Prozent und damit um fast das Dreifache über dem von der Zentralbank angestrebten Ziel von vier Prozent. Für das laufende Jahr rechnet sie mit einer Teuerungsrate von fünf bis sieben Prozent, ehe im kommenden Jahr die Zielmarke von vier Prozent wieder erreicht werden soll. Mitte Februar lag die Inflationsrate bei 11,6 Prozent. Russische Verbraucher geben regelmäßig die Inflation als ihre Hauptsorge an. Die Mehrheit verfügt über keinerlei Ersparnisse, nachdem ein Jahrzehnt der Wirtschaftskrise und steigender Preise den Lebensstandard im ganzen Land nach unten gezogen haben.

Arbeitslosigkeit

Die offizielle Arbeitslosenquote lag im Dezember bei 3,7 Prozent – ein Rekordtief. Hochrangige Regierungs- und Zentralbankvertreter haben wiederholt ihre Besorgnis über den Arbeitsmarkt geäußert, nachdem Präsident Wladimir Putin Ende September 2022 eine “teilweise Mobilmachung” von Männern im überwiegend erwerbsfähigen Alter für den Krieg gegen die Ukraine angeordnet hatte. Hunderttausende Russen flohen seither aus dem Land, während rund 300.000 zur Armee eingezogen wurden. Damit beschleunigten sich negative demografische Trends, “insbesondere der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter”, so die Ratingagentur Scope.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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