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Unternehmen produzieren mehr – “Industrie ist widerstandsfähig”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Apr 6, 2023, 09:16 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Februar dank steigender Aufträge und abnehmender Lieferengpässe den zweiten Monat in Folge kräftig hochgefahren.

ARCHIV: Ein Arbeiter des deutschen Herstellers von Silos und Flüssigkeitstankwagen, Feldbinder Special Vehicles, bewegt Aluminiumrollen im Werk des Unternehmens in Winsen, Deutschland

Berlin (Reuters) – Sinkende Lieferengpässe, wachsende Aufträge und eine Fahrt aufnehmende Autoindustrie haben die deutsche Produktion im Februar den zweiten Monat in Folge kräftig steigen lassen.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 2,0 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen waren nur von einem Mini-Plus von 0,1 Prozent ausgegangen, nachdem es im Januar mit 3,7 Prozent den stärksten Zuwachs seit Mitte 2020 gegeben hatte. “Die zunehmende Entspannung der Lieferketten erleichtert vielerorts die Abarbeitung noch bestehender Aufträge”, erklärte der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Jupp Zenzen, den Aufwärtstrend.

Da auch Exporte und Industrieaufträge zuletzt gestiegen sind, wird die lange befürchtete Rezession zu Jahresbeginn immer unwahrscheinlicher. “Nach dem Sahnemonat Januar nochmals ein fetter Anstieg, das ist fantastisch”, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Die starken Industriedaten mindern das Rezessionsrisiko”, fügte der Chefvolkswirt der ING-Bank, Carsten Brzeski, hinzu. “Die deutsche Industrie ist widerstandsfähiger als oft befürchtet.”

Obwohl die Dienstleister angesichts der unter einer hohen Inflation leidenden Kunden weiter schwächeln, zeichnet sich der Commerzbank zufolge inzwischen sogar “eine spürbare Zunahme” des Bruttoinlandsproduktes für das gerade beendete erste Quartal ab. “Allerdings dürfte es sich hierbei nur um ein Zwischenhoch handeln”, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. “Denn in der zweiten Jahreshälfte dürften sich zunehmend die weltweiten Zinserhöhungen der Notenbanken bemerkbar machen.” Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gehen für Januar bis März von einem Wachstum von 0,1 Prozent aus, nachdem es im vierten Quartal noch ein Minus von 0,4 Prozent gegeben hatte.

“TALSOHLE DURCHSCHRITTEN”

Die Industrie allein stellte im Februar 2,4 Prozent mehr her als im Vormonat. “Einen besonders großen Anteil am deutlichen Zuwachs der Gesamtproduktion hatte die Automobilindustrie”, betonte das Statistikamt. Die größte Industriebranche in Deutschland erhöhte ihren Ausstoß um 7,6 Prozent im Vergleich zum Januar. Auch in den energieintensiven Industriezweigen legte die Produktion zu, und zwar um 1,9 Prozent. Dies deute darauf hin, “dass die Talsohle der Energiekrise durchschritten sein dürfte”, betonte das Bundeswirtschaftsministerium. Die Baubranche meldete einen Anstieg von 1,5 Prozent. Die Energieversorger fuhren dagegen ihre Erzeugung um 1,1 Prozent nach unten.

Die Auftragsbücher der Industrie haben sich im Februar so kräftig gefüllt wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft wuchs um 4,8 Prozent zum Vormonat und damit das dritte Mal in Folge. Zugleich lösen sich die Materialengpässe in der Industrie zunehmend auf. Im März berichteten noch 41,6 Prozent der Firmen von Problemen, nach 45,4 Prozent im Februar, wie das Ifo-Institut herausfand. Das ist bereits der sechste Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren. Zum Vergleich: Im März 2022 lag der Anteil noch bei mehr als 80 Prozent. “Dieser Rückgang wird sich positiv auf die Industrieproduktion in den kommenden Monaten auswirken”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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