Istanbul (Reuters) - Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins trotz einer extrem hohen Inflation und der schwächelnden Landeswährung Lira erneut nicht angehoben.
Istanbul (Reuters) – Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins trotz einer extrem hohen Inflation und der schwächelnden Landeswährung Lira erneut nicht angehoben.
Sie beließ ihn am Donnerstag bei 14 Prozent. Die Inflationsrate war im Januar auf ein 20-Jahres-Hoch von 48,69 Prozent gestiegen, weshalb die realen Renditen tief im negativen Bereich liegen. Ökonomen halten Zinserhöhungen für ein geeignetes Gegenmittel, da dadurch beispielsweise die Lira wieder attraktiver wird. Sie hat im vergangenen Jahr um etwa 44 Prozent zum Dollar abgewertet. Dadurch werden Importe teurer, die oftmals in Devisen abgerechnet werden müssen. Das wiederum befeuert die Inflation zusätzlich.
Die Zentralbank hatte im September allerdings unter dem Druck von Präsident Recep Tayyip Erdogan damit begonnen, ihren Leitzins zu senken – von damals 19 auf aktuell 14 Prozent. Erdogan will mit billigen Krediten die Produktion und die Exporte anschieben, was wiederum für mehr Beschäftigung sorgen soll.
Nach der Entscheidung blieb die Lira weitgehend stabil. Sie notierte leicht schwächer bei 13,62 gegenüber dem Dollar. Regierung und Zentralbank haben den Kurs in den vergangenen Wochen mit kostspieligen Interventionen auf dem Devisenmarkt und einem Programm zum Schutz von Lira-Einlagen vor einer Abwertung weitgehend stabil gehalten.
Die Zentralbank geht davon aus, dass die Inflation im weiteren Verlauf des Jahres zurückgehen wird – “auf der Grundlage der ergriffenen und entschlossen verfolgten Maßnahmen für eine nachhaltige Preis- und Finanzstabilität”, wie es hieß. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten die 50-Prozent-Marke überschreiten und über weite Strecken des Jahres in der Nähe dieses Niveaus bleiben wird – vor allem dann, wenn die Zentralbank ihre Geldpolitik wieder lockern sollte.
Die Währungshüter selbst haben im Januar ihre Inflationsprognose für Ende 2022 auf 23,2 Prozent nahezu verdoppelt. Ihr Chef Sahap Kavcioglu wies die Behauptung zurück, die unorthodoxen Zinssenkungen hätten die Inflation und den Lira-Verfall angeheizt.
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