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Türkische Notenbank verdoppelt Inflationsprognose 2022 auf 23 Prozent

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Jan 27, 2022, 11:38 GMT+00:00

Istanbul (Reuters) - Die türkische Zentralbank hat ihre Prognose für die Inflationsrate in diesem Jahr nahezu verdoppelt.

ARCHIV: Türkische Lira (TL) und internationale Währungssymbole über einem Geldautomaten einer Bank im Zentrum Istanbuls, Türkei, 9. Januar 2017. REUTERS/Murad Sezer

Istanbul (Reuters) – Die türkische Zentralbank hat ihre Prognose für die Inflationsrate in diesem Jahr nahezu verdoppelt.

Die Verbraucherpreise würden demnach im Schnitt um 23,2 Prozent steigen, wie die Währungshüter am Donnerstag vorhersagten. Bislang waren sie von 11,8 Prozent ausgegangen. Die Zentralbank strebt eigentlich eine Teuerungsrate von fünf Prozent an, wird dieses Ziel nach eigenen Prognose aber auch 2023 deutlich verfehlten: Dann soll das Plus bei 8,2 Prozent liegen. Die Inflation lag in den vergangenen fünf Jahren meist im zweistelligen Bereich und zehrte an den Einkommen und Ersparnissen der Türken.

Experten geben der Notenbank eine Mitschuld an der Entwicklung. Sie hat trotz der drastischen Abwertung der Landeswährung Lira ihren Leitzins in der zweiten Jahreshälfte 2021 schrittweise von 19,0 auf 14,0 Prozent gesenkt. Die Abwertung der Lira habe “nichts mit den Zinssenkungen zu tun” und wäre unabhängig davon eingetreten, verteidigte Notenbankchef Sahap Kavcioglu das umstrittene Vorgehen. “Wir haben uns um den Wechselkurs gekümmert, und so Gott will, werden wir mit dieser Politik auch die Inflation in den Griff bekommen.”

Dabei müsste er nach Einschätzung der meisten Ökonomen das Gegenteil tun, nämlich mit höheren Zinsen die eigene Währung attraktiver machen. Die Lira hat im vergangenen Jahr etwa die Hälfte ihres Wertes zum Dollar eingebüßt, was wiederum die Inflation befeuert. Denn das rohstoffarme Land muss importiert mehr Waren als es exportiert. Die Einfuhren werden oftmals in Dollar und anderen Devisen abgerechnet.

Die Lira-Schwäche ließ die Inflationsrate im Dezember auf 36 Prozent steigen. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass sie sich in den kommenden Monaten der Marke von 50 Prozent nähern wird, ehe sie bis zum Jahresende auf etwa 27 Prozent sinken dürfte. Die Notenbank selbst erwartet im Mai den Höhepunkt mit 55 Prozent.

Präsident Recep Tayyip Erdogan vertritt seit langem die unübliche Ansicht, dass die Zinsen die Inflation verursachen. Er hat im vergangenen Jahr ein neues Wirtschaftsprogramm aufgelegt, das niedrigen Zinsen, Exporten, Krediten und Investitionen Vorrang einräumt.

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