Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger schöpfen angesichts einer deutlich nachlassenden US-Teuerung Mut.
(Berichtigt im 2. Absatz – Erwartung der von Reuters befragten Ökonomen war 5,2 Prozent, nicht 5,6 Prozent)
Frankfurt (Reuters) – Europas Anleger schöpfen angesichts einer deutlich nachlassenden US-Teuerung Mut.
Der deutsche Leitindex Dax sprang nach den Inflationsdaten aus den USA am Mittwochnachmittag um 1,1 Prozent auf 15.822 Punkte und markierte damit den höchsten Stand seit knapp fünfzehn Monaten. Auch der EuroStoxx50 gewann an Schwung und stieg um 0,9 Prozent auf 4374 Zähler. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes zogen ebenfalls kräftig an.
Die US-Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen sank im März auf 5,0 Prozent von 6,0 Prozent im Februar. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit 5,2 Prozent gerechnet. Anleger hofften nach den Erfolgen bei der Inflationsbekämpfung, dass die US-Notenbank ihren Zinserhöhungszyklus bald beenden könnte.
DOLLAR AUF TAUCHSTATION – FED-PROTOKOLLE IM VISIER
Die gesunkenen Zinserwartungen setzten dem US-Dollar zu. Der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen misst, fiel entsprechend um 0,6 Prozent auf 101,50 Punkte. Anleger griffen hingegen bei Staatsanleihen zu, was die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries auf 3,366 Prozent von zuvor 3,447 Prozent drückte. Gold verteuerte sich um ein Prozent auf 2022 Dollar je Feinunze. Am Rohölmarkt stieg der Sorte Brent um 0,8 Prozent auf 86,30 Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Fed einer Inflationsrate von 2,0 Prozent ist aber trotz der Fortschritte immer noch in weiter Ferne. Die Kernteuerung bleibe unangenehm hoch, sagte Helaba-Stratege Ulrich Wortberg. “Dies dürfte den Währungshütern Kopfschmerzen bereiten, denn sie erfordert womöglich einen weiteren Zinsschritt.” Einen Einblick in den Stand der Diskussionen innerhalb der Notenbank dürften die am Abend anstehenden Protokolle der letzten Fed-Zinssitzung liefern. Die Mehrheit der Marktteilnehmer geht momentan von einer Anhebung des US-Leitzinses um 25 Basispunkte auf der Sitzung Anfang Mai aus.
MERCK NACH DÄMPFER BEI MS-MITTEL AUF TALFAHRT
Aus den Depots flogen die Aktien von Merck, die um 7,4 Prozent abrutschten und den tiefsten Stand seit knapp sechs Monaten markierten. Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern muss einen Dämpfer in der entscheidenden klinischen Studie mit seinem Mutiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib verkraften.
Immobilienwerte standen bei den Anlegern hingegen hoch im Kurs. Vonovia gewannen im Dax um 3,7 Prozent, bei den Nebenwerten lagen Aroundtown und TAG Immobilien um je mehr als sechs Prozent im Plus. Auch Grand City Properties zogen an. Händlern zufolge half ein Bericht der Agentur Bloomberg, demzufolge die seit längerem rückläufigen Preise für Neubauwohnungen in Berlin im vergangenen Quartal um 0,8 Prozent gestiegen seien.
Ein Rekordgewinn beim schwedischen Lkw-Bauer Volvo beflügelte die ganze Branche. Die Volvo-Aktie stieg um 8,2 Prozent auf 210,35 Kronen. Rivalen wie Traton und Daimler Truck zogen knapp sechs beziehungsweise gut drei Prozent an. Volvo hat zum Jahresauftakt Lieferengpässen und Inflation getrotzt und mit einem Rekordgewinn die Markterwartungen übertroffen.
Ambitionierte Geschäftsziele von Scor stimmten die Anleger zuversichtlich. Die Papiere des französischen Rückversicherers stiegen um bis zu 4,1 Prozent auf 23,04 Euro.
(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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