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Siegeszug von Aldi und Lidl setzt britischen Einzelhändlern zu

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Feb 22, 2023, 11:07 GMT+00:00

- von James Davey London (Reuters) - Noch immer ist kein Heilmittel gefunden gegen die Expansion der deutschen Discounter: Britische Einzelhändler kämpfen bislang weitgehend vergeblich gegen den Siegeszug von Aldi und Lidl in ihrem Heimatmarkt.

Siegeszug von Aldi und Lidl setzt britischen Einzelhändlern zu

– von James Davey

London (Reuters) – Noch immer ist kein Heilmittel gefunden gegen die Expansion der deutschen Discounter: Britische Einzelhändler kämpfen bislang weitgehend vergeblich gegen den Siegeszug von Aldi und Lidl in ihrem Heimatmarkt.

Und eine Trendwende für die langjährigen Platzhirsche Tesco, Sainsbury’s, Asda und Morrisons ist Handelsexperten zufolge nicht in Sicht. Vielmehr rechnen Branchenkenner damit, dass es unter den britischen Ketten unter dem Druck der Herausforderer vom Kontinent zu einer Konsolidierung kommen könnte.

Die deutschen Discounter hatten in der Finanzkrise 2008 auf der Insel einen Schub bekommen. Damals lieferten sie den heimischen Ketten einen Preiskampf – und konnten sich durchsetzen. Doch Tesco und Sainsbury’s haben seitdem reagiert und ihrerseits auf die Kostenbremse getreten. Teure Dienstleistungen verschwanden, Automatisierung etwa an den Kassen drückte die Personalkosten.

MARKTANTEILE STEIGEN IM WEIHNACHTSGESCHÄFT

Doch nun leiden die Verbraucher in Großbritannien nach dem Brexit unter einer steigenden Inflation und hohen Lebensmittelpreisen. Allein im wichtigen Weihnachtsgeschäft seien Einkäufe in einer Höhe von 58 Millionen Pfund von Tesco und Sainsbury’s zu Lidl gewandert, berichtet der örtliche Lidl-Chef Ryan McDonnell. Und das liege nicht allein an der Eröffnung neuer Filialen – sondern an attraktiven Preisen. Im Dezember konnten Aldi und Lidl ihre Umsätze Marktdaten zufolge zweistellig steigern.

Das deutsche Duo kommt bereits auf einen gemeinsamen Marktanteil von über 16 Prozent im britischen Lebensmittel-Einzelhandel. Der Anteil könnte sich binnen eines Jahrzehnts sogar verdoppeln, vermuten Analysten und Handelsexperten. Beide investieren kräftig in die weitere Expansion. Aldi will die Zahl seiner Filialen in Großbritannien von derzeit rund 990 auf 1200 im Jahr 2025 steigern, Lidl peilt 1100 Läden an, derzeit sind es rund 950 Märkte.

Die deutschen Discounter können dabei auf ein großes internationales Netzwerk zurückgreifen, denn sie sind in vielen Ländern vertreten und stehen dank ihrer Marktmacht in Gesprächen mit Lieferanten gut da. Aldi Süd ist neben Großbritannien in zahlreichen europäischen Ländern und auch in den USA aktiv, der zur Schwarz-Gruppe gehörende Wettbewerber Lidl betreibt insgesamt über 12.000 Filialen in derzeit 31 Ländern. Zudem sind weder Lidl noch Aldi an der Börse notiert – im Gegensatz zu einigen britischen Konkurrenten müssen sie sich nicht an Börsenkursen, Dividenden und kurzfristigen Erfolgen in der Quartalsberichterstattung orientieren.

Aldi schon auf platz vier

In zahlreichen europäischen Ländern – auch in der Bundesrepublik – pendeln Discounter bei Marktanteilen von einem Drittel des Lebensmittelhandels, in Großbritannien könnte eine ähnliche Entwicklung folgen, sagen Handelsexperten wie Professor Leigh Sparks von der Universität Stirling. Aldi kommt als viertgrößter Händler auf der Insel dem Forschungsinstitut Kantar zufolge aktuell auf einen Marktanteil von 9,2 Prozent, Lidl folgt mit 7,1 Prozent.

Handelsmanager erwarten, dass durch die Expansion der beiden Ketten der Druck auf die heimischen Ketten weiter steigt. Die Frage sei doch, wer auf Dauer Marktanteile an die Wettbewerber verliere und wann das für eine der Supermarkt-Ketten problematisch werde, sagte ein Handels-Veteran. Möglicherweise müsse es dann zu einer Konsolidierung kommen. Tesco sei zu groß – ein möglicher Kandidat sei dann die zweitgrößte britische Kette Sainsbury’s.

(Mitarbeit Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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