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Schwindende Zinserhöhungsängste geben Europas Börsen Auftrieb

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Oct 4, 2022, 12:36 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf behutsamere Zinserhöhungen der großen Notenbanken lockt Investoren an die europäischen Börsen zurück.

ARCHIV: DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Franfurt am Main, Deutschland

Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf behutsamere Zinserhöhungen der großen Notenbanken lockt Investoren an die europäischen Börsen zurück.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Dienstag um jeweils mehr als drei Prozent auf 12.583 beziehungsweise 3462 Punkte. Am Devisenmarkt rückte der Euro 0,7 Prozent auf 0,9889 Dollar vor. Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 1,830 Prozent.

Genährt würden die Spekulationen von einer überraschend geringen Zinserhöhung der australischen Notenbank RBA um einen Viertel Prozentpunkt, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Es sieht danach aus, als könnten sich die Aktienmärkte so langsam, aber sicher vom Feindbild Geldpolitik lösen und etwas positiver in die Zukunft schauen. Zwar ist das Thema Rezession nicht vom Tisch, aber um jeden Preis diese auszulösen und zu beschleunigen, sollte man den Notenbanken vielleicht nicht mehr unterstellen.”

BRITISCHE REGIERUNG RÜCKT TEILWEISE VON PLÄNEN AB

Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Kehrtwende der neuen britischen Regierung bei ihren Steuersenkungsplänen. Nach massivem Druck verzichtet sie auf die Abschaffung des Spitzensteuersatzes. “Auf die britische Haushaltslage insgesamt wird das aber keinen großen Einfluss haben”, warf John Briggs, Chef-Anlagestratege der Bank NatWest, ein. Allerdings werteten Investoren die Entscheidung als Hinweis, dass die Regierung ihre Pläne zumindest teilweise ändern werde.

Die ursprünglichen Pläne des Finanzministers Kwasi Kwarteng für ein Entlastungspaket und Steuersenkungen hatten die Börsen vergangene Woche in Turbulenzen gestürzt. Weil Investoren an der Finanzierbarkeit der Vorhaben zweifelten, gerieten britische Anleihen ins Trudeln und das Pfund Sterling fiel zeitweise auf ein Rekordtief von 1,0382 Dollar. Erst eine Geldspritze der Bank von England (BoE) beruhigte die Lage. Am Dienstag kostete die britische Währung 1,1339 Dollar.

Unterdessen zog der Ölpreis am Tag vor den Beratungen der Opec+ zur Förderpolitik weiter an. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 90,23 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Experten des Research-Hauses Fitch Solutions sagten eine deutliche Senkung der Quoten voraus. Dies verknappe nicht nur die Verfügbarkeit, sondern sende auch ein wichtiges Signal. Im Gespräch ist eine Drosselung der Fördermenge um mehr als eine Million Barrel pro Tag.

RTL BLÄST M6-VERKAUF AB – RHEINMETALL UNTER DRUCK

Bei den deutschen Unternehmen rückte RTL ins Rampenlicht. Der TV-Konzern bläst nach der gescheiterten Fusion seiner Beteiligung M6 mit TF1 den geplanten Verkauf des französischen Senders ab. Eine Konsolidierung des TV-Marktes sei aber nach wie vor notwendig, um gegen die Konkurrenz von Streamingdiensten bestehen zu können, schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies. M6-Aktien fielen um bis zu zwölf Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 10,98 Euro, während RTL-Papiere sich knapp im Plus hielten.

Gefragt waren die europäischen Halbleiter-Hersteller. Ihr Branchenindex stieg um 4,2 Prozent. Börsianer verwiesen auf ermutigende Ausblicke der asiatischen Rivalen Samsung und Foxconn. Ersterer will die Produktion seiner fortschrittlichen Chips bis 2027 verdreifachen. Letzterer äußerte sich trotz einer drohenden Rezession “vorsichtig optimistisch” zu den Aussichten für das angelaufene vierte Quartal.

Zu den Favoriten gehörten hier die Apple-Zulieferer AMS International<ASMI.AS, BE Semi, Infineon und STMicro mit Kursgewinnen von bis zu 5,7 Prozent. Sie erhielten Rückenwind von der geplanten Einführung einheitlicher Ladekabel für Smartphones und andere Geräte in der EU. Damit muss sich der iPhone-Hersteller Apple von seinem eigenen Lightning-Anschluss verabschieden.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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