Riad (Reuters) - Der saudische Großaktionär der Credit Suisse hat sich mit dem Umbau der Schweizer Großbank zufrieden gezeigt.
Zürich (Reuters) – Der dramatische Kursverfall bei der Credit Suisse hat sich am Mittwoch beschleunigt und Fragen zur weiteren Entwicklung der Schweizer Großbank ausgelöst.
Die Aktien des krisengeplagten Instituts stürzten um rekordhohe 31 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 1,55 Franken und zogen andere europäische Banken-Titel mit sich. Auslöser war die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank in einem Reuters-Interview, aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können. Konzernchef Ulrich Körner versuchte, die Wogen zu glätten: “Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr, sehr stark”, sagte er in einem Interview des asiatischen TV-Senders Can. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte zu “Bloomberg”, staatliche Hilfe sei für die Bank “kein Thema”.
Bis zum frühen Nachmittag wechselten fast vier Mal so viele Credit-Suisse-Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Der Absturz löste an der Schweizer Börse wiederholt Handelsstopps aus. Eine Aussetzung des Börsenhandels wurde indes nicht beantragt, wie ein SIX-Sprecher auf Anfrage sagte. Seit dem Beginn der steilen Talfahrt am Montag vergangener Woche hat die Bank 44 Prozent an Wert verloren. Im Sog von Credit Suisse verlor der europäische Bankensektor am Mittwoch 6,8 Prozent an Wert. Aktien der US-Banken gaben zur Handelseröffnung ebenfalls nach. Der Schweizer Franken gab 0,8 Prozent auf 0,9218 Dollar nach.
“Bei der Credit Suisse ist es zu einem massiven Vertrauensverlust gekommen”, erklärte Stephan Sola, Manager des Plutos Schweiz Fonds. Kunden fragen sich, wie die Zukunft des Instituts aussehe. Es würde ihn nicht überraschen, wenn die Abflüsse von Kundengeldern wieder zugenommen hätten. “Die Bank muss eine Lösung suchen, die das Kunden-Vertrauen wiederherstellt.” Neil Wilson, Marktanalyst bei Onlinebroker Markets.com erklärte, es sehe so aus, als ob immer mehr besorgte Investoren und Gegenparteien Credit Suisse als möglichen nächsten Wackelkandidaten betrachteten. “Wenn die Credit Suisse in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten gerät, sind wir in einer ganz anderen Welt des Schmerzes. Sie ist wirklich zu groß, um zu scheitern.”
Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch kamen dann die Äußerungen des größten Anteilseigners Saudi National Bank hinzu. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar Al Khudairy der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview und ergänzte: “Ich glaube nicht, dass sie zusätzliches Geld brauchen.” Mit dem Transformationsplan der Bank sei man zufrieden.
Andere Anleger schließen dagegen nicht aus, dass Credit Suisse Hilfe benötigen könnte. Auf einer Investorenkonferenz fragte ein Anleger UBS-Konzernchef Ralph Hamers, ob die größte Schweizer Bank zu einer möglichen Rettungsaktion bereit sei. Hamers erklärte, er wolle keine hypothetischen Fragen beantworten und fügte an: “Für uns ist wichtig, dass wir uns wirklich auf unsere Strategie konzentrieren, und das ist eine organische Strategie.” Die Schweizerische Nationalbank wollte sich zur Lage der Credit Suisse nicht äußern.
Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle von Anleihen der Bank zogen weiter an. Fünfjährige Kreditausfallversicherungen für Schuldpapiere, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), stiegen auf 574 Basispunkte, wie Daten von S&P Market Intelligence zeigten. Zum Ende Vortages notierten die CDS noch auf 549 Punkten.
(Bericht von Oliver Hirt, Paul Arnold und Hakan Ersen; Mitarbeit Jyoti Narayan; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.