Werbung
Werbung

Regierungskrise schickt Italiens Börsen auf Talfahrt

Von:
Reuters
Veröffentlicht: Jul 21, 2022, 08:07 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Aus Verunsicherung über die politische Zukunft Italiens ziehen sich Anleger aus dem südeuropäischen Land zurück.

Gesamtansicht des Senats während der Vertrauensabstimmung für die Regierung nach der Wahl des italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi in Rom, Italien

Frankfurt (Reuters) – Aus Verunsicherung über die politische Zukunft Italiens ziehen sich Anleger aus dem südeuropäischen Land zurück.

So flogen am Donnerstag unter anderem italienische Staatsanleihen aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Drei-Wochen-Hoch von 3,62 Prozent stieg. Dies setzte den italienischen Banken zu, die traditionell hohe Bestände dieser Bonds halten. Der Mailänder Branchenindex rutschte um bis zu fünf Prozent ab.

“Ministerpräsident Mario Draghi wird heute voraussichtlich seinen Rücktritt anbieten”, sagte DZ Bank-Anlagestratege Rene Albrecht. Anders als vergangene Woche könnte Staatspräsident Sergio Mattarella das Angebot diesmal annehmen. Dann seien vorgezogene Neuwahlen zu erwarten. Draghi will nach eigenen Aussagen mit Mattarella über seine politischen Absichten sprechen. Er hatte am Mittwoch zwar eine Vertrauensabstimmung im Parlament gewonnen. Seine drei wichtigsten Koalitionspartner, auf deren weitere Zusammenarbeit Draghi gepocht hatte, waren dem Votum aber ferngeblieben.

Daneben machten die geldpolitischen Beratungen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Investoren nervös. Die erste Zinserhöhung seit elf Jahren gilt als ausgemacht. Allerdings rätseln Börsianer darüber, ob die Währungshüter die Sätze um einen Viertel oder einen halben Prozentpunkt anheben. Außerdem warten sie gespannt auf Details zum sogenannten Anti-Fragmentierungstool TPM, dass ein Auseinanderlaufen der Bond-Renditen einzelner Euro-Staaten verhindern soll.

TPM könnte eine der Konstruktionsschwächen des Euro – die unabhängige Steuerpolitik der Mitgliedsländer – mildern, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Denn unterschiedlich nachhaltige Haushaltsführung könnten nicht mehr individuell abgestraft werden. “Ob das nun wünschenswert wäre, sei mal dahin gestellt, aber so könnte der TPM aus Marktsicht als eine Alternative zu einer gemeinsamen Fiskalpolitik dienen.”

(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

Reuterscontributor

Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung
Werbung