Khartum/Kairo (Reuters) - Seit dem Ausbruch von Kämpfen zwischen der Armee und paramilitärischen Kräften im Sudan sind mindestens 97 Zivilisten getötet und 365 weitere verletzt worden.
Khartum/Kairo (Reuters) – Im Sudan haben die Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen Kräften den dritten Tag in Folge angedauert.
Am Montagmorgen seien in der Hauptstadt Khartum etwa zwei Stunden lang Bombardierungen und Luftangriffe zu hören gewesen, berichtete ein Reuters-Reporter. Danach ließen die Angriffe zwar etwas nach, doch es kam weiterhin zu Artilleriebeschuss. Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen Armee und der “Rapid Support Forces” (RSF) am Samstag seien mindestens 97 Zivilisten getötet und 365 weitere verletzt worden, teilte das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte mit. Die USA und andere Staaten verurteilten die Gewalt und forderten eine Waffenruhe. RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, rief nach einer Intervention der internationalen Gemeinschaft.
Man sei wegen der Kämpfe und der Gewalt im Sudan sehr besorgt, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Rande des G7-Außenministertreffens in Japan. Alle seien sich einig, dass eine sofortige Waffenruhe und die Rückkehr zu Verhandlungen notwendig seien. Beide Seiten müssten den Schutz der Zivilbevölkerung gewährleisten. Vor dem Ausbruch der Kämpfe habe es sehr vielversprechende Gespräche gegeben, um den Sudan auf den Weg zu einem vollständigen Übergang zu einer zivil geführten Regierung zu bringen. Auch die Bundesregierung forderte die Konfliktparteien zu einer Deeskalation auf.
Hemedti forderte ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, um gegen die “Verbrechen des sudanesischen Generals Abdel Fattah al-Burhan” vorzugehen. “Seine Armee führt einen brutalen Feldzug gegen unschuldige Menschen und bombardiert sie mit MiGs”, schrieb der RSF-Chef auf Twitter. Am Sonntag hatte es nach Angaben von Zeugen so ausgesehen, dass die Armee die Oberhand gewinne. Die Armee habe die Kontrolle über einen Großteil des Präsidentenpalastes in Khartum zurückerobert.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, verurteilte die Angriffe und forderte auf Twitter, dass die Verantwortlichen unverzüglich zur Rechenschaft gezogen werden sollten: “Die anhaltenden Zusammenstöße im Sudan haben zum Tod und zu Verletzungen von Zivilisten geführt.” Unter den Todesopfern seien auch drei Mitarbeiter des UN-Welternährungsprogramms WFP, die bei der Ausübung ihrer Arbeit getötet worden seien. Auch der UN-Sondergesandte Volker Perthes erklärte, er sei entsetzt über die Berichte von Beschuss und Plünderungen, die Einrichtungen der UN und andere humanitäre Organisationen betreffen würden.
Ausgelöst wurde der jüngste Konflikt laut Beobachtern am Samstag durch einen Streit über die Integration der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. In dem von schweren Wirtschaftsproblemen gebeutelten Sudan hatten Massenpoteste 2019 zum Sturz des jahrzehntelangen Herrschers Omar al-Baschir geführt. Daran waren die Armee und die RSF beteiligt. Militär und zivile Gruppen einigten sich damals auf eine Übergangsregierung. Im Oktober 2021 kam es aber zu einem Putsch, bei dem das Militär die Macht vollständig übernahm. Seitdem wurde bei Protesten immer wieder der Rückzug des Militärs aus der Politik gefordert. RSF-Chef Hemedti hatte sich zuletzt an die Spitze einer Bewegung gestellt, die das Land nach eigenen Angaben in die Demokratie führen will.
(Bericht von Khalid Abdelaziz und Nafisa Eltahir, bearbeitet von Hans Seidenstücker. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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