Darmstadt (Reuters) - Nach einem deutlichen Gewinnanstieg im vergangenen Jahr stellt sich Merck auf zunehmenden Gegenwind ein.
Darmstadt (Reuters) – Nach einem deutlichen Gewinnanstieg im vergangenen Jahr stellt sich Merck auf zunehmenden Gegenwind ein.
Ein weiterer Rückgang der Corona-Nachfrage, die anhaltend hohe Inflation sowie der sich abschwächende Markt für Halbleiter werden das Pharma- und Technologieunternehmen 2023 bremsen. “Wir sind vorsichtig optimistisch, aber wir können die Herausforderungen nicht ignorieren”, sagte Merck-Chefin Belen Garijo am Donnerstag bei der Jahresbilanz in Darmstadt. Belastend dürften sich auch Wechselkurseffekte auswirken – 2022 gaben sie Merck noch Rückenwind. Der bereinigte operative Gewinn dürfte deshalb moderat zurückgehen oder bestenfalls stabil bleiben.
An der Börse kam das nicht gut an: Die im Dax enthaltenen Merck-Aktien verloren in der Spitze knapp vier Prozent, erholten sich im Verlauf aber wieder. Der Ausblick für 2023 sei enttäuschend, urteilten die Analysten von Jefferies.
Merck rechnet in diesem Jahr mit einem “leichten bis soliden” organischem Umsatzwachstum. Negative Wechselkurseffekte, vor allem die Abwertung von Währungen aus Schwellenländern gegenüber dem Euro, dürften mit bis zu vier Prozent belasten. 2022 war der Konzern noch aus eigener Kraft um mehr als sechs Prozent gewachsen. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz auch dank positiver Wechselkurseffekte um fast 13 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) legte um gut zwölf Prozent auf 6,85 Milliarden Euro zu – etwas weniger, als Analysten erwartet hatten. Bei einem “moderaten” Ergebnisrückgang in diesem Jahr könnte ein Minus von knapp unter fünf Prozent zu Buche stehen, grenzte Finanzchef Marcus Kuhnert die Prognose ein.
Merck gehörte – wie viele Pharmakonzerne – zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Im Life-Science-Geschäft, das Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, profitierte das Darmstädter Unternehmen während der Pandemie von einer Rekordnachfrage. Zwar schwächte sich diese bereits im vergangenen Jahr wieder ab, dennoch steuerte der Life-Science-Bereich dank eines starken Kerngeschäfts am stärksten zum Ergebnis 2022 bei. Die Corona-Umsätze lagen bei rund 800 Millionen Euro nach 1,15 Milliarden 2021. In diesem Jahr dürften es noch rund 250 Millionen Euro werden.
“In einem herausfordernden Umfeld haben wir im Geschäftsjahr 2022 ein profitables Wachstum erzielt”, sagte Merck-Chefin Garijo. “Die gute Entwicklung des Kerngeschäfts von Life Science hat den erwarteten Rückgang der Covid-19-bedingten Nachfrage mehr als kompensiert.” Da auch der Nettogewinn kräftig zulegte, sollen die Aktionäre eine 35 Cent höhere Dividende von 2,20 Euro je Aktie erhalten. Den Anteilseignern stellte Garijo bis 2025 trotz des trüben Ausblicks weiter einen Umsatz von 25 Milliarden Euro in Aussicht. Diese Ziel könne Merck aus eigener Kraft erreichen, Übernahmen könnten aber ein Beschleuniger sein. Dabei prüft Merck größere und kleinere Deals. “Das hängt davon ab, was der Gruppe mehr Wert verschafft und unsere drei Säulen stärkt.”
(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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