Hamburg (Reuters) - Die Marke Volkswagen schraubt wegen der unsicheren Konjunktur und steigenden Kosten die Prognose zurück.
Hamburg (Reuters) – Die Marke Volkswagen schraubt wegen der weltweiten Unsicherheit und steigenden Kosten die Gewinnprognose zurück.
Statt der bislang in Aussicht gestellten sechs Prozent geht die Marke VW in diesem Jahr nun von einer operativen Rendite vor Sondereinflüssen von “mehr als vier Prozent” aus. Marken-Finanzchef Patrick Meyer begründete dies am Mittwoch bei der Bilanzvorlage mit einem weiterhin sehr herausfordernden Umfeld im Hinblick auf die Versorgung, die Rohstoff- und Energiepreise sowie die geopolitische Unsicherheit. “Wir sind vorsichtig optimistisch, dass sich die Versorgungslage im Verlauf des Jahres stabilisieren wird und arbeiten konsequent an unserer Kostenposition.” VW hofft nun, das Ziel von sechs Prozent Marge im nächsten Jahr erreichen zu können.
Die Auslieferungen sollen dank des hohen Auftragsbestands in 2023 zulegen. “Auf der anderen Seite sehen wir immer noch erhebliche Störungen in der Lieferkette”, fügte Markenchef Thomas Schäfer bei der Online-Pressekonferenz hinzu. Ein Problem seien unter anderem fehlende Lkw-Fahrer und Lokomotivführer.
Den Verkauf des Werks im russischen Kulaga will Volkswagen bald in trockenen Tüchern haben. “Der Verkaufsprozess ist noch nicht final abgeschlossen”, sagte Schäfer. “Aber es ist bekannt, dass wir uns darum bemühen, den Verkauf relativ zeitnah abzuschließen”, fügte er hinzu. Wegen des Kriegs in der Ukraine hatte Volkswagen seine Geschäfte in Russland vor gut einem Jahr eingestellt und die Produktion in Kaluga und Nischni Nowgorod gestoppt. Die Beschäftigten wurden zunächst weiterbezahlt.
In der Bilanz für 2022 beziffert der Konzern die Belastungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine auf rund zwei Milliarden Euro. Darin sind sowohl gestiegene Rohstoffkosten als auch Wertberichtigungen und Risikovorsorgen enthalten.
NEUES TRINITY-WERK NOCH NICHT VOM TISCH
Die umstrittenen Pläne für eine zusätzliche Fabrik im Wolfsburger Stadteil Warmenau sind noch nicht vom Tisch. Das Vorhaben sei noch nicht komplett zur Seite gelegt, sagte Schäfer. Er hoffe aber, dass bis zum Anlauf des Trinity-Modells, mit dem VW ins autonome Fahren nach Level 4 einsteigen will, Platz dafür im Stammwerk sein werde. “Wir glauben im Moment, dass das gelingen könnte und das wäre unsere erste Priorität.” Er setze darauf, dass das Wolfsburger Stammwerk bis dahin zukunftsgerecht aufgestellt werde könne. Es könnte aber sein, dass ein neues Werk benötigt werde. Das vom früheren Konzernchef Herbert Diess angestoßene Trinity-Projekt mit der neuen Einheitssoftware 2.0 war vom neuen Konzernlenker Oliver Blume verschoben worden. Es soll nun 2028 starten.
Im vergangenen Jahr hatte die Hauptmarke des Wolfsburger Konzerns bei gesunkenen Auslieferungen den Umsatz um fast neun Prozent auf 74 Milliarden Euro gesteigert. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen sprang um 22,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, weil VW wegen des knappen Angebots höhere Preise durchsetzen konnte. Die operative Marge kletterte auf 3,6 (Vorjahr 3,2) Prozent.
Vorstandschef Blume hatte bei der Bilanzpressekonferenz des Konzerns am Vortag in Berlin gesagt, eine Bestandsaufnahme habe vor einigen Wochen neben großen Potenzialen in einigen Bereichen auch Handlungsbedarf ergeben. Finanzchef Arno Antlitz nannte auf Nachfrage die Volumengruppe mit Marken wie VW, Skoda und Seat, die Synergien besser nutzen sollen. Dazu werde derzeit ein Programm erarbeitet.
(Bericht von Jan C. Schwartz. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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