Berlin (Reuters) - Deutschland wird sich Bundesfinanzminister Christian Lindner zufolge wahrscheinlich nicht gegen Wasserstoff stellen, der aus Kernenergie erzeugt wird.
Berlin (Reuters) – Deutschland wird sich Bundesfinanzminister Christian Lindner zufolge wahrscheinlich nicht gegen Wasserstoff stellen, der aus Kernenergie erzeugt wird.
“Für mich ist kaum vorstellbar, dass sich Deutschland in Europa dagegen positionieren würde”, sagte der FDP-Vorsitzende der Nachrichtenagentur Reuters. Das könnte bedeuten, dass sich Deutschland bei den stockenden Verhandlungen auf EU-Ebene am Ende enthalten wird, weil es innerhalb der Ampel-Koalition mit SPD und Grünen keinen Konsens geben dürfte. FDP und Grüne waren bereits im vergangenen Jahr bei der Frage nach einer Verlängerung der Laufzeiten der letzten deutschen Atomkraftwerke aneinandergeraten. Am Ende gab es ein Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und eine bis Mitte April 2023 verlängerte Laufzeit der drei Meiler.
Wasserstoff gilt als entscheidendes Puzzleteil, um Industrieprozesse etwa in der Stahlbranche künftig klimaneutral ausführen zu können. Lokale Produktions- als auch Importmöglichkeiten sind daher wichtig, um eine Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen. “Wir brauchen alle Farben von Wasserstoff. Langfristig wollen wir Wasserstoff aus erneuerbaren Energien”, sagte Lindner mit Blick auf den sogenannten grünen Wasserstoff. “Auf dem Weg dahin müssen wir aber eine Marktstruktur aufbauen – mit einem verlässlichen Angebot zu bezahlbaren Preisen. Der blaue Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, und der rote Wasserstoff, der aus Kernenergie gewonnen wird, können in einer Übergangsphase einen ganz wichtigen Beitrag leisten.”
In der Frage gibt es bislang keine eindeutige Positionierung der gesamten Bundesregierung. Auch auf EU-Ebene zeichnet sich kein Konsens ab. Am Montag konnten sich die 27 Mitgliedsstaaten nicht auf einen neuen Kurs in der Klimapolitik einigen. EU-Diplomaten sagten Reuters, die Einstufung von Wasserstoff, der mit Atomkraft erzeugt wird, sei einer der Hauptstreitpunkte gewesen.
Frankreich setzt bei der Stromerzeugung seit langem auf Atomkraft. Entsprechend möchte die Regierung in Paris, dass roter Wasserstoff wegen nur niedriger CO2-Emissionen anerkannt wird bei den Klimazielen. Auch Ungarn und die Tschechische Republik argumentieren ähnlich. Andere Staaten wie Spanien pochen dagegen darauf, dass grüner Wasserstoff auch mit erneuerbaren Energien hergestellt werden muss.
(Bericht von Christian Krämer und Maria Martinez. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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