Khartum/Kairo (Reuters) - Im Sudan haben die Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen Kräften den dritten Tag in Folge angedauert.
Khartum/Kairo (Reuters) – Im Sudan haben die Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen Kräften den dritten Tag in Folge angedauert.
Beide Seiten reklamierten am Montag Fortschritte für sich. Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan erklärte die Paramilitärs der “Rapid Support Forces” (RSF) zur Rebellengruppe und ordnete deren Auflösung an. RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, rief nach einer Intervention der internationalen Gemeinschaft. Diese befürchtet, dass sich der Konflikt in einen Bürgerkrieg ausweitet. Die USA und andere Staaten verurteilten die Gewalt und forderten eine Waffenruhe. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Montag mit der Lage befassen.
Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen Armee und der RSF am Samstag seien mindestens 97 Zivilisten und 45 Soldaten getötet sowie 975 Menschen verletzt worden, teilte das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte mit. Auch am Montag waren in der Hauptstadt Khartum Bombardierungen und Luftangriffe zu hören. Zeugen zufolge wurde unter anderem das Hauptquartier der Armee getroffen. Über dem internationalen Flughafen war dichter, schwarzer Rauch zu sehen, während Fernsehbilder dort Explosionen und Brände zeigten. In großen Teilen der Hauptstadt waren die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen, die Nilbrücken wurden von gepanzerten Fahrzeuge blockiert. Auch aus der Region Darfur im Westen Sudans wurden weiterhin Kämpfe gemeldet. “Es ist ruhiger als gestern, aber am Morgen gab es heftigen Artilleriebeschuss”, sagte Mohamed, ein Arzt in El Fascher in Nord-Dafur.
Die RSF erklärte, sie haben einen Flughafen und Militärbasen erobert. Die Armee erklärte, sie habe die Kontrolle über ihr Hauptquartier und es gebe “begrenzte Auseinandersetzungen” in der Umgebung. Die Armee erlangte die Kontrolle über das staatliche Fernsehen wieder. Der Sender strahlte Videos aus, die die Armee bei der Zerstörung von RSF-Fahrzeugen zeigten.
Ausgelöst wurde der jüngste Konflikt laut Beobachtern am Samstag durch einen Streit über die Integration der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. Offiziell ist RSF-Chef Hemedti der Stellvertreter von Machthaber al-Burhan, der den Militärrat leitet.
In dem von schweren Wirtschaftsproblemen gebeutelten Sudan hatten Massenpoteste 2019 zum Sturz des jahrzehntelangen Herrschers Omar al-Baschir geführt. Daran waren die Armee und die RSF beteiligt. Militär und zivile Gruppen einigten sich damals auf eine Übergangsregierung. Im Oktober 2021 kam es aber zu einem Putsch, bei dem das Militär die Macht vollständig übernahm. Seitdem wurde bei Protesten immer wieder der Rückzug des Militärs aus der Politik gefordert. RSF-Chef Hemedti hatte sich zuletzt an die Spitze einer Bewegung gestellt, die das Land nach eigenen Angaben in die Demokratie führen will.
UN-GENERALSEKRETÄR – “DIE HUMANITÄRE LAGE IST KATASTROPHAL”
Hemedti forderte ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, um gegen die “Verbrechen des sudanesischen Generals Abdel Fattah al-Burhan” vorzugehen. “Seine Armee führt einen brutalen Feldzug gegen unschuldige Menschen und bombardiert sie mit MiGs”, schrieb der RSF-Chef auf Twitter.
Die Vereinten Nationen und zahlreiche Staaten zeigten sich besorgt und forderten eine Einstellung der Kämpfe. Alle seien sich einig, dass eine sofortige Waffenruhe und die Rückkehr zu Verhandlungen notwendig seien, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Rande des G7-Außenministertreffens in Japan. Beide Seiten müssten den Schutz der Zivilbevölkerung gewährleisten. Auch die Bundesregierung forderte die Konfliktparteien zu einer Deeskalation auf. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, rief die Konfliktparteien auf, die Kämpfe einzustellen und Gespräche aufzunehmen. “Die humanitäre Lage im Sudan war schon vorher prekär und ist jetzt katastrophal.” Guterres appellierte an alle Akteure mit Einfluss auf die Konfliktparteien diesen zu nutzen, um Bemühungen für eine Waffenruhe zu unterstützen.
(Bericht von Khalid Abdelaziz und Nafisa Eltahir, bearbeitet von Hans Seidenstücker. Redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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