Tokio (Reuters) - Die japanische Notenbank (BOJ) hat entschieden, weiter an ihrer massiven Stimulierung festzuhalten, warnte jedoch im gleichen Atemzug vor Risiken für die wirtschaftliche Erholung infolge der Ukraine-Krise.
Tokio/Berlin (Reuters) – Trotz steigender Inflationsgefahren bleibt Japan anders als andere große Industrieländer geldpolitisch auf lockerem Kurs.
Die Bank of Japan (BoJ) https://www.boj.or.jp/en/announcements/release_2022/k220318a.pdf beließ am Freitag ihr kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Notenbankchef Haruhiko Kuroda betonte, auch wenn die Inflation bald zeitweise die Zielmarke der Notenbank von 2,0 Prozent erreichen könne, sei eine geldpolitische Straffung “unangemessen”.
Denn die vom Ukraine-Krieg weiter angeheizten Rohstoffpreise sorgten für eine Inflation, die den Konsum belaste. Zudem schmälere diese die Gewinne der Firmen, womit die Wirtschaft insgesamt leide. “Wir werden unsere kraftvollen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen geduldig beibehalten, um eine nachhaltige, stabile Inflation zu erreichen”, betonte der Notenbankchef.
Die BoJ koppelt sich damit vom Trend zu einer Straffung des Kurses ab, den die Währungshüter in London bereits Ende vorigen Jahres mit der Zinswende als erste der großen Zentralbanken einleiteten. Mittlerweile hat die britische Notenbank schon zwei Mal nachgelegt. Und auch die einflussreichste Notenbank der Welt, die amerikanische Federal Reserve, hat den Preis des Geldes jüngst erhöht und will die Zügel dieses Jahr kräftig anziehen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts der kräftig steigenden Inflation zumindest den Weg für eine Zinserhöhung freigemacht.
“UHREN IN JAPAN TICKEN ANDERS”
“Doch die Bank of Japan hält unbeirrt an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Die Uhren ticken in Japan eben doch etwas anders”, meint NordLB-Analyst Bernd Krampen. Das liege auch daran, dass es in dem Fernostland trotz der ebenfalls zu beklagenden Lieferengpässe und höherer Energiepreise noch nicht zu einem massiven Anstieg der Inflation gekommen sei.
Während die Verbraucherpreise in der Euro-Zone zuletzt um 5,9 Prozent zulegten, ist die in Japan von der Notenbank als besonders relevant angesehene Kern-Inflationsrate – ohne frische Lebensmittel, aber mit Energie – im Februar nur auf 0,5 Prozent gestiegen. Doch in dem lange Zeit von einer konjunkturlähmenden Deflation im Griff gehaltenen Land ist dies eine recht hohe Rate, die seit zwei Jahren nicht mehr erreicht wurde. Dabei erwiesen sich die Energiekosten mit einem Anstieg von 20,5 Prozent als Haupttreiber. Die Verbraucherpreise (CPI) zogen insgesamt sogar um 0,9 Prozent an. Experten gehen davon aus, dass sich die Inflationsrate ab April der Zwei-Prozent-Marke nähern könnte – auch weil die Energiepreisexplosion im Zuge des Ukraine-Konflikts in dem rohstoffarmen Land dann voll durchschlagen dürfte.
Laut BoJ zieht Japans Wirtschaft im Trend an. Der Ausblick war damit weniger optimistisch als bei der vorherigen Sitzung im Januar, als es hieß, die Wirtschaft zeige “deutlichere Anzeichen eines Aufschwungs”. Die BoJ warnte auch vor neuen Risiken durch den Krieg in der Ukraine, der die Finanzmärkte destabilisiere und die Rohstoffkosten drastisch in die Höhe treibe.
Reuters, die Nachrichten- und Medienabteilung von Thomson Reuters, ist der weltweit größte internationale Multimedia-Nachrichtenanbieter, welche täglich mehr als eine Milliarde Menschen erreicht. Reuters bietet zuverlässige Geschäfts-, Finanz-, nationale und internationale Nachrichten über Thomson Reuters-Desktops, der weltweiten Medienorganisationen, sowie direkt an Verbraucher auf Reuters.com und über Reuters TV.