Rom (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte laut Italiens Notenbankchef Ignazio Visco im Kampf gegen die hohe Inflation auf Sicht fahren.
Rom (Reuters) – Italiens Notenbankchef Ignazio Visco kritisiert Zinskommentare seiner Kollegen zum möglichen weiteren Straffungskurs der EZB nach März.
Die Ungewissheit sei so groß, dass sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), der über die Zinsen entscheidet, darauf geeinigt habe, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden, ohne eine Zukunftsorientierung zu geben, sagte Visco am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Rom. “Aus diesem Grunde schätze ich Kommentare meiner Kollegen zu künftigen und anhaltenden Zinserhöhungen nicht”, sagte das EZB-Ratsmitglied. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zwar vor wenigen Tagen die Intention der Notenbank bekräftigt, die Zinsen auf der Sitzung am 16. März erneut um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Was danach kommen soll, ist noch unklar. Manche Währungshüter gaben dazu aber bereits Signale.
So führte am Dienstag Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann in einem Zeitungsinterview aus, er rechne angesichts einer weiterhin hohen Teuerungsrate noch mit einer ganzen Serie von Zinserhöhungen in diesem Jahr. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel äußerte vergangene Woche die Einschätzung, auch über den März hinaus könnten weitere deutliche Zinsschritte erforderlich sein. Aus dem EZB-Direktorium gab es ebenfalls bereits Stimmen zum möglichen Vorgehen nach März. So sagte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane am Dienstag in einer Rede, aktuelle Daten deuteten darauf hin, dass es angemessen sein werde, die Schlüsselsätze dann weiter anzuheben.
Laut Visco sollte die EZB im Kampf gegen die hohe Inflation auf Sicht fahren. Zwar sei es den Währungshütern gelungen, die Inflationserwartungen zu stabilisieren, aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten seien Entwicklungen aber schwer voraussagbar. “Die Geldpolitik muss daher weiter mit Umsicht vorgehen und sich an den verfügbar werdenden Daten orientieren”, fügte der Gouverneur der Banca d’Italia Visco hinzu.
Die Euro-Notenbank hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits fünf Mal in rascher Folge erhöht um insgesamt 3,00 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagenzins, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit aktuell bei 2,50 Prozent. Experten gehen derzeit davon aus, dass die EZB auf ihrem Straffungskurs den Zinsgipfel bis zum Ende des Sommers bei rund vier Prozent erreichen wird.
(Bericht von Gavin Jones,; bearbeitet von Frank Siebelt, redigiert von Elke Ahlswede; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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