Jerusalem/Beirut (Reuters) - Israel ist mit Raketen aus dem Libanon angegriffen worden.
Jerusalem/Beirut (Reuters) – Israel ist mit Raketen aus dem Libanon angegriffen worden.
Mindestens eine Rakete sei erfolgreich abgefangen worden, teilte das israelische Militär am Donnerstag mit. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, es habe mindestens zwei Angriffe gegeben, bei denen mehrere Raketen zum Einsatz gekommen seien. Israelische Medien berichteten von 30 Raketen, von denen die Hälfte von der Luftabwehr unschädlich gemacht worden sei. Fünf seien auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Die Rettungskräfte berichteten von einem Mann, der leichte Verletzungen erlitten habe. Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte eine Sitzung des Sicherheitsrats an.
Zunächst bekannte sich niemand zu den Angriffen. Aus Sicherheitskreisen hieß es jedoch, palästinensische Gruppen seien für die Attacke verantwortlich, nicht die schwer bewaffnete libanesische Hisbollah-Miliz. Israel antwortete auf den Beschuss mit grenzüberschreitendem Artilleriefeuer. Die UN-Mission im Südlibanon UNIFIL bezeichnete die Situation als “extrem ernst” und rief zur Zurückhaltung auf. UNIFIL-Chef Aroldo Lazaro sei mit den Behörden auf beiden Seiten in Kontakt. Die chinesische Regierung äußerte sich besorgt und forderte beide Seiten – insbesondere Israel – zur Besonnenheit auf.
Im israelischen Fernsehen waren Rauchsäulen über der Stadt Schlomi zu sehen. Der Luftraum sei im Norden Israels gesperrt worden, davon sei auch der Flughafen Haifa betroffen, berichtete der Sender Kan. “Ich zittere, ich habe einen Schock”, sagte Liat Berkovitch Kravitz dem Sender Channel 12. “Ich habe einen Knall gehört, es war, als ob in diesem Zimmer etwas explodiert wäre.” Israels Außenminister Eli Cohen schrieb auf Twitter, “niemand sollte uns herausfordern, wir werden alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um unser Land und unser Volk zu verteidigen”.
Auch aus dem Gazastreifen wurden am Donnerstag Raketen auf Ziele in Israel abgeschossen. Die jüngsten Spannungen entzünden sich an den Zusammenstößen zwischen israelischen Polizisten und Palästinensern auf dem Tempelberg. Die Polizisten versuchten Augenzeugen zufolge dort, Palästinenser aus der Al-Aksa-Moschee zu holen. Dabei seien Blendgranaten und Gummigeschosse eingesetzt worden. Die israelische Polizei sah sich nach eigener Darstellung zu dem Vorgehen in der ersten Nacht gezwungen, nachdem sich auf dem Gelände “maskierte Aufwiegler” verschanzt hätten. Mehr als 350 Menschen seien festgenommen und weggebracht worden. Rettungskräften zufolge wurden zahlreiche Menschen verletzt, darunter auch israelische Sicherheitskräfte. Der Rote Halbmond warf den Israelis vor, sie hätten Sanitäter daran gehindert, die Moschee zu erreichen.
Der Tempelberg in Jerusalem ist für Muslime und Juden eine heilige Stätte. In den vergangenen Jahren haben sich die Spannungen dort verschärft. In diesem Jahr kommt erschwerend hinzu, dass zeitlich der muslimische Fastenmonat Ramadan mit dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest zusammenfallen und dadurch mehr Menschen aller Religionsgruppen das Gelände aufsuchen. Die jüngste Eskalation fand vor dem Hintergrund von Vorstößen der israelischen Sicherheitskräfte ins Westjordanland statt, bei denen in den vergangenen Monaten mehr als 250 Palästinenser getötet und Tausende festgenommen wurden. Bei Angriffen durch Palästinenser sind wiederum mehr als 40 Israelis und drei Ukrainer getötet worden.
(Bericht von Henriette Chacar, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Scot W. Stevenson. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)
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