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Insider – EZB wird wohl bei großem Zinssschritt am Donnerstag bleiben

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 15, 2023, 09:51 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Die Währungshüter der EZB werden auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag einem Insider zufolge trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor wahrscheinlich geneigt sein, an ihrem in Aussicht gestellten großen Zinsschritt festzuhalten.

ARCHIV: Das Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main

– von Balazs Koranyi und Francesco Canepa

Frankfurt (Reuters) – Die Währungshüter der EZB tendieren einem Insider zufolge trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor wahrscheinlich dazu, auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag am geplanten großen Zinsschritt festzuhalten.

Denn die Europäische Zentralbank (EZB) erwarte, dass die Inflation auch in den kommenden Jahren zu hoch bleiben werde, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte zwar erst unlängst die Intention der Notenbank noch einmal bekräftigt, die Zinsen auf der Sitzung kräftig um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Doch der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA hatte die Finanzmärkte erschüttert. Investoren zweifelten zuletzt an der Bereitschaft der EZB, einen weiteren kräftigen Zinsschritt vorzunehmen.

Dem Insider zufolge ist es unwahrscheinlich, dass die EZB ihren Plan für eine starke Zinserhöhung am Donnerstag aufgibt. Denn dies würde ihrer Glaubwürdigkeit schaden, führte er aus. Die Person ergänzte, zwar würden die neuen Inflationsprognosen der EZB für die nächsten zwei Jahre niedriger ausfallen als noch in den Projektionen vom Dezember. Das Preiswachstum werde 2024 aber immer noch klar über dem Notenbankziel einer Inflation von zwei Prozent liegen. 2025 werde die Teuerung leicht darüber liegen. Zudem würden die Prognosen für die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, nach oben korrigiert.

Damit würden Argumente derjenigen Notenbanker gestärkt, die für eine straffe Ausrichtung eintreten, sagte die mit der Situation vertraute Person. Euro-Wächter, die eher für eine lockere Geldpolitik eintreten, hatten zuletzt für größere Vorsicht bei der Erhöhung der Kreditkosten argumentiert und vor Finanzstabilitätsrisiken gewarnt. Diese Währungshüter würden sich durch die jüngsten Marktturbulenzen bestätigt sehen und dafür argumentieren, sich nicht auf weitere Zinserhöhungen festzulegen. Aus ihrer Sicht solle jeder weitere Zinsschritt von den eingehenden Wirtschaftsdaten abhängig sein.

Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Dem Insider zufolge wurden die formellen Vorschläge für das Zinstreffen am Donnerstag zwar noch nicht verteilt. Aber Währungshüter hätten bereits die neuen Konjunktur- und Inflationsprojektionen gesehen.

ZINSERWARTUNGEN NACH DEM SVB-KOLLAPS GESUNKEN

An den Geldmärkten wird derzeit eine etwa 85-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür ausgemacht, dass die EZB am Donnerstag den Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, um 0,50 Prozentpunkte auf dann 3,00 Prozent anheben wird. Dieser Zinssatz gilt als richtungsweisend für die Finanzmärkte. Manche Banken wie etwa die Deutsche Bank erwarteten zuletzt allerdings eine kleinere oder gar keine Zinsanhebung am Donnerstag. Seit dem Kollaps der SVB nahmen Investoren ihre Wetten auf weitere Zinserhöhungen erheblich zurück. Für den Einlagensatz wird nun mit einem Zinshöhepunkt von 3,65 Prozent im Herbst gerechnet. Noch in der vergangenen Woche lag die Erwartung für den Zinsgipfel bei über vier Prozent.

Der Kollaps der SVB-Bank hatte zum Wochenstart Schockwellen an den Finanzmärkten ausgelöst und auch in Europa den Bankensektor mit nach unten gezogen. Nach einer Talfahrt am Montag beruhigten sich die Märkte aber wieder, da die Hoffnung zunahm, dass eine größere Finanzkrise abgewendet werden kann. Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte SVB war nicht zuletzt wegen der Zinswende in Schieflage geraten. Kunden hatten schließlich Milliarden an Dollar abgezogen. Die SVB-Pleite ist der größte Zusammenbruch einer Bank seit der Finanzkrise 2008.

(Mitarbeit von Frank Siebelt; Redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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