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Inflation im Euro-Raum geht im März deutlich zurück

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 31, 2023, 11:01 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Die Inflation im Euroraum hat sich dank rückläufiger Energiepreise kräftig abgeschwächt.

ARCHIV: Figuren vor einer Aktiengrafik und dem Wort "Inflation"

– von Frank Siebelt und Rene Wagner

Frankfurt (Reuters) – Die Inflation im Euro-Raum hat sich vor allem aufgrund sinkender Energiepreise erheblich abgeschwächt.

Die Verbraucherpreise stiegen im März binnen Jahresfrist nur noch um 6,9 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer höheren Rate von 7,1 Prozent gerechnet, nach 8,5 Prozent im Februar. In wichtigen Euro-Ländern wie Deutschland, Frankreich, und Spanien nahm der Preisschub im März deutlich ab. Bei den Zahlen macht sich auch ein Basiseffekt bemerkbar. Denn nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im vergangenen Jahr waren die Energiepreise kräftig nach oben geschossen. Das erhöhte Preisniveau bildet nun die Basis für die Berechnung der Inflation.

Trotz des Inflationsrückgangs kann von Entwarnung aber noch keine Rede sein. Denn die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, nahm im März weiter zu auf das Rekordniveau von 5,7 Prozent. Im Februar hatte die Kerninflation noch bei 5,6 Prozent gelegen. Aus Sicht von Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, hat sich die Lage daher nur teilweise entspannt. Der Kerninflationsdruck sei weiterhin hoch. “Daran wird sich auch in den nächsten Monaten kaum etwas ändern. Weitere Leitzinsanhebungen sind damit das Gebot der Stunde.”

Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist der Inflationsrückgang angesichts der gestiegenen Kernrate mit Haken und Ösen verbunden. “Aus dieser Perspektive kann von nachlassendem Teuerungsdruck nämlich keine Rede sein.” Das Inflationsgeschehen erfasse immer mehr den Dienstleistungssektor – darunter vor allem den Hotel- und Gaststättensektor und die Tourismus- und Veranstaltungsbranche. Sein Fazit mit Blick auf die Geldpolitik: “Für die EZB ist die Arbeit noch nicht erledigt.” Ähnlich sieht das auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: “Die Inflation setzt sich immer mehr fest”, sagte er. Die EZB sei zu Recht beunruhigt. “Sie sollte ihre Leitzinsen weiter anheben.”

Die Europäische Zentralbank (EZB), die zwei Prozent Teuerung als Idealwert für die Euro-Zone anstrebt, hat im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen seit Juli 2022 bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,0 Prozent. Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hatte EZB-Chefin Christine Lagarde zuletzt angekündigt, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren wollen. Einen konkreten Zinsausblick für die nächsten Sitzungen legten sie nicht vor. Mehrere Notenbanker, darunter Chefvolkswirt Philip Lane, hatten aber zuletzt weitere Zinserhöhungen für wahrscheinlich gehalten.

Energiepreise sinken leicht

Die Energiepreise in der 20-Ländergemeinschaft gingen im März binnen Jahresfrist um 0,9 Prozent zurück, nachdem sie im Februar noch um 13,7 Prozent gestiegen waren. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen kräftig um 15,4 Prozent an nach einem Plus von 15,0 Prozent im Februar. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 6,6 Prozent nach zuvor 6,8 Prozent. Für Dienstleistungen mussten die Verbraucher im März um 5,0 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Im Februar hatte der Preisanstieg bei 4,8 Prozent gelegen.

In Deutschland sank die für den europäischen Vergleich berechnete Inflationsrate (HVPI) im März auf 7,8 Prozent von 9,3 Prozent im Februar. In Frankreich ebbte die Teuerung auf 6,6 Prozent von 7,3 Prozent ab. Auch in Spanien sank die Rate im März kräftig – und zwar auf 3,1 von 6,0 Prozent im Vormonat. In Italien schwächte sich die Inflation im März auf 8,2 Prozent von 9,8 Prozent ab.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

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