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Inflation in der Euro-Zone bleibt hoch – “EZB hat Nuss zu knacken”

Von:
Reuters
Aktualisiert: Mar 2, 2023, 11:35 GMT+00:00

Berlin (Reuters) - Die Inflation in der Euro-Zone erweist sich als überraschend hartnäckig.

ARCHIV: Ein-Euro-Münzen, Illustration vom 9. November 2021

– von Reinhard Becker und Rene Wagner und Klaus Lauer

Berlin (Reuters) – Die Inflation in der Euro-Zone hält sich hartnäckig auf hohem Niveau und bringt damit die Europäische Zentralbank zusehends in die Bredouille.

Im Februar kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer Schnellschätzung mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 8,2 Prozent gerechnet, nach 8,6 Prozent im Januar. Die für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate HVPI legte sowohl in Deutschland (9,3 Prozent) als auch in Frankreich (7,2 Prozent) und Spanien (6,1 Prozent) zu. “Das kann der Geldpolitik nicht gefallen”, meint LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Die Zahlen dürften der EZB “noch eine Nuss zu knacken aufgeben”.

Die hartnäckige Inflation im Euroraum machte Investoren an den europäischen Börsen nervös. Der Dax und der EuroStoxx lagen nach der Veröffentlichung am Donnerstag jeweils 0,8 Prozent im Minus bei 15.175 beziehungsweise 4180 Punkten. Und der Euro verlor 0,4 Prozent auf 1,0626 Dollar.

EZB-Chefin Christine Lagarde sprach vor Veröffentlichung der Zahlen im spanischen Fernsehen davon, dass die Inflation im März aufgrund von Basiseffekten wohl stärker zurückgehen werde. Die Preise für Kraftstoffe und Heizöl waren nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine vor gut einem Jahr in die Höhe geschossen. “Die Gesamtinflationsrate wird ihren Abwärtstrend auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Im laufenden Monat zeichnet sich ein Rückgang auf gut 7,0 Prozent ab”, sagt Ökonom Jörg Angelé von der Bantleon AG voraus.

Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz liegt zurzeit noch bei 2,50 Prozent. Doch Lagarde hat für die Sitzung Mitte des Monats eine weitere Anhebung um 0,50 Prozentpunkte in Aussicht gestellt, um die Inflation in Schach zu halten. Und Bundesbankchef Joachim Nagel hält darüber hinaus weitere deutliche Zinsschritte für womöglich angebracht.

ENERGIE BEFEUERT INFLATION NICHT MEHR So STARK

Die Energiepreise befeuerten die Inflation weiter, auch wenn der Preisanstieg im Februar hier nicht mehr ganz so stark ausfiel wie zu Jahresbeginn. Energie verteuerte sich binnen Jahresfrist um 13,7 Prozent nach 18,9 Prozent im Januar. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 15,0 Prozent nach 14,1 Prozent zu Jahresbeginn. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich im Februar um 6,8 Prozent. Im Januar hatte der Zuwachs bei 6,7 Prozent gelegen. Dienstleistungen verteuerten sich um 4,8 Prozent, nach plus 4,4 Prozent im Januar. “Energiepreise runter, alles andere rauf, dadurch ist der Rückgang der Inflationsrate ausgebremst worden”, so das Resümee von Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.

“ALARMSIGNAL FÜR DIE EZB”

VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel verweist darauf, dass sich das “Inflationsproblem” immer mehr in Richtung Dienstleistungen verschiebe. Dies zeige auch die Entwicklung der sogenannten Kerninflationsrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie herausgerechnet werden. Diese legte den dritten Monat in Folge zu – auf nunmehr 5,6 nach 5,3 Prozent im Januar. “Das ist für die EZB ein Alarmsignal, denn damit erweist sich die Inflation als hartnäckiger”, so das Fazit des VP Bank-Chefvolkswirts.

Viele Experten hatten damit gerechnet, dass sich nunmehr eine Stabilisierung ergeben würde. “Das neue Allzeithoch bei der Kerninflation dürfte bei der EZB Sorgenfalten auslösen – zumal die langfristigen Inflationserwartungen der Bürger deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank liegen”, so Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Die EZB-Leitzinsen seien trotz der bisherigen Anhebungen noch viel zu niedrig. Die EZB habe zuletzt wiederholt betont, dass sie aktuell vor allem auf die Kernteuerungsrate schaut, ergänzt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Die Inflationszahlen für Februar würden sie also in ihrem Vorhaben bestätigen, die Zinsen auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung weiter deutlich zu erhöhen: “Wir rechnen mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte, der voraussichtlich weitere Schritte folgen werden”, so der Experte.

(Mitarbeit: Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Über den Autor

Reuterscontributor

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