Frankfurt (Reuters) - Dank einer Reihe erfreulicher Firmenbilanzen haben die Anleger an den europäischen Märkten zum Wochenschluss bei Aktien zugegriffen.
Frankfurt (Reuters) – Eine Reihe ermutigender Firmenbilanzen gibt den europäischen Aktienmärkten zum Wochenschluss erneuten Rückenwind. Sorgen wegen der rasant steigenden Inflation und eher durchwachsenen Konjunkturdaten drängten Investoren vorerst in den Hintergrund.
“Der Aktienmarkt scheint die Kriegsangst ein gutes Stück abgelegt zu haben”, sagte DZ Bank-Analyst Sven Streibel. Auch Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners konstatiert: “Der bisher ordentliche Verlauf der Berichtssaison lockt zurück in Aktien.” Dax und EuroStoxx50 legten am Freitag jeweils ein knappes Prozent auf 14.111 beziehungsweise 3809 Punkte zu.
Laut Streibel haben sich die großen Aktiengesellschaften in Europa und den USA bisher im Schnitt recht gut behauptet. Von den im Stoxx 600 gelisteten Werten konnten demnach bisher 67 Prozent mit ihren Ergebnissen positiv überraschen, im US-Index S&P 500 waren es sogar 78 Prozent.
NAHENDE FED-SITZUNG IM BLICK – GEWINNMITNAHMEN BEIM DOLLAR
Börsianer rechneten allerdings nicht damit, dass die Kauflaune länger anhält. “Mit der Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche liegt ein harter Brocken mit jeder Menge Kollisionspotenzial vor den Anlegern”, warnte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Brokerhaus RoboMarkets. An den Finanzmärkten wird für Mittwoch mit einer Anhebung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt gerechnet – die größte Erhöhung seit über 20 Jahren.
Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel zwar um 0,4 Prozent, blieb mit 103,19 Punkten aber in Schlagdistanz zu seinem jüngsten 19-1/2-Jahres-Hoch. Im Gegenzug stieg der Euro auf 1,0531 Dollar. “Das Dollar-Crescendo hat wohl seinen Höhepunkt überschritten”, sagte Volkswirt Colin Asher von der Investmentbank Mizhuo. Sollte die Fed die Zinsen so stark anheben, wie von Investoren erwartet, werde das US-Wachstum bis zum Jahresende zum Erliegen kommen.
SPEKULATION UM EU-EMBARGO RUSSISCHER ENERGIELIEFERUNGEN
Die Abwertung des Dollar machte Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA wieder attraktiver. Daher verteuerten sich Gold und Kupfer um jeweils um 1,1 Prozent auf 1915 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) beziehungsweise 9804 Dollar je Tonne und die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,6 Prozent auf 109,27 Dollar je Barrel (159 Liter).
Bei Öl wögen die Spekulationen auf ein EU-Embargo russischer Energielieferungen die Furcht vor einem Nachfrage-Rückgang durch die Corona-Lockdowns in China auf, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Kupfer profitiere von geplanten zusätzlichen Konjunkturhilfen der Regierung in Peking, sagte Analyst Wenyu Yao von der ING Bank.
DEUTSCHE BANK IM VISIER DER ERMITTLER
Am Aktienmarkt sorgte die Deutsche Bank für Wirbel, nachdem die Staatsanwaltschaft die Frankfurter Zentrale des Kreditinstituts wegen Geldwäscheverdachts durchsucht hatte. Die Ermittlungen stünden im Zusammenhang mit Geldwäscheverdachtsmeldungen, die das Geldhaus abgegeben habe, teilte ein Sprecher der Bank mit. Die Anteilsscheine rutschten um knapp drei Prozent ab.
In London stiegen dagegen die Aktien von Johnson Matthey wegen Übernahmespekulationen um bis zu 35,5 Prozent, so stark wie nie. Zuvor hatte der US-Rivale Standard Industries eine gut fünfprozentige Beteiligung an dem Chemiekonzern öffentlich gemacht. Standard Industries sei Mehrheitsaktionär der Spezialchemie-Firma W.R. Grace, deren Geschäft eine gute Ergänzung zu Johnson Matthey sei, kommentierte Analyst Charlie Bentley von der Investmentbank Jefferies.
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