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Konjunktursorgen verderben europäischen Anlegern die Laune

Von:
Reuters
Aktualisiert: May 18, 2022, 16:07 GMT+00:00

Frankfurt (Reuters) - Gestärkt durch Kursgewinne an der Wall Street wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Mittwoch höher starten.

ARCHIV: Das DAX-Logo auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt, Deutschland, 29. Dezember 2017. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der anhaltend hohen Inflation kehren Anleger europäischen Aktienmärkten den Rücken.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils mehr als ein Prozent auf 14.007,76 beziehungsweise 3686,14 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 2,2 Prozent ein.

“Der Anstieg der britischen Inflationsrate auf den höchsten Stand seit 40 Jahren schürt Rezessionsängste”, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Bislang hätten viele Unternehmen die gestiegenen Kosten weitergeben können. “Aber die Sorge bleibt, wie lange die Verbraucher diesen Preis noch zahlen werden.” In Großbritannien kletterte die Teuerungsrate im April auf neun Prozent. Die Inflation in der Euro-Zone lag mit 7,4 Prozent wie im Vormonat auf Rekordniveau.

Vor diesem Hintergrund befürchteten einige Rohstoff-Anleger eine sinkende Nachfrage und verkauften unter anderem Kupfer. Das Industriemetall verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 9230 Dollar je Tonne. Der europäische Future auf Weizen verlor 1,7 Prozent auf 424,25 Euro je Tonne.

EURO UND PFUND UNTER DRUCK – KING DOLLAR IST ZURÜCK

Am Devisenmarkt überschatteten die Rezessionsängste die Spekulationen auf Zinserhöhungen der Europäische Zentralbank (EZB) und der Bank von England (BoE). Euro und Pfund Sterling gaben jeweils etwa ein halbes Prozent auf 1,0511 beziehungsweise 1,2415 Dollar nach. Notenbanken wandelten auf einem schmalen Grat, gab Anlagestratege Ambrose Crofton von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan zu bedenken. Höben sie die Zinsen zu aggressiv an, stürzten sie die Konjunktur in eine Rezession. Seien sie zu passiv, drohe eine hartnäckige Lohn-Preis-Spirale.

Investoren gingen daher auf Nummer sicher und deckten sich mit der Weltleitwährung ein. Diese erhielt zusätzlichen Auftrieb vom erneuten Bekenntnis der US-Notenbank zum Kampf gegen die Inflation. Fed-Chef Jerome Powell schloss dabei drastischere Zinsschritte nicht aus. Daraufhin legte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 103,48 Punkte wieder Kurs auf sein jüngstes 19-1/2-Jahres-Hoch.

SCHLUCKT SIEMENS ENERGY SIEMENS GAMESA KOMPLETT?

Bei den deutschen Aktienwerten rückte Siemens Energy ins Rampenlicht. Der Energietechnik-Konzern denkt über eine Komplett-Übernahme seiner kriselnden Windkraft-Tochter Siemens Gamesa nach. Deren Papiere stiegen in Madrid um knapp 13 Prozent. Siemens Energy rückten 1,3 Prozent vor. Dieser lang erwartete Schritt wäre strategisch sinnvoll, sagte ein Börsianer.

Gleichzeitig erweckte ein Bericht der “Financial Times” alte Übernahmespekulationen um Commerzbank und Unicredit wieder zum Leben. Der Ukraine-Krieg habe die Anfang 2022 geschmiedeten Pläne für informelle Gespräche allerdings durchkreuzt. Die Aktien der beiden Geldhäuser legten dennoch 3,1 beziehungsweise 2,3 Prozent zu.

An der Wall Street brachen die Titel von Target dagegen zeitweise um rund 26 Prozent ein, so stark wie zuletzt vor mehr als 34 Jahren. Der Einzelhändler steigerte zwar den Quartalsumsatz auf 25,17 Milliarden Dollar. Wegen steigender Kosten brach der Gewinn allerdings um die Hälfte auf 2,19 Dollar je Aktie ein. “Die Zahlen von Target zeigen ein bemerkenswert ähnliches Muster wie die von Walmart”, kommentierte Analyst Michael Baker vom Research-Haus D.A. Davidson. Die steigenden Kosten hätten noch nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden können. Walmart hatte nach einem Gewinneinbruch seine Gesamtjahresziele gekippt. Im Sog von Target verloren die Titel anderer Einzelhändler wie Kohl’s oder Macy elf Prozent.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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