Berlin (Reuters) - EZB-Direktor Fabio Panetta hat trotz konkreter Planungen für das Projekt eines Digital-Euro vor überzogenen Erwartungen gewarnt.
Berlin (Reuters) – Die EZB wird sich laut ihrem Direktor Fabio Panetta mit großer Vorsicht an das Projekt eines Digital-Euro heranwagen.
Es stehe viel auf dem Spiel und die Zentralbank betrete unbekanntes Terrain, betonte der Italiener am Donnerstag vor einem Ausschuss des Europaparlaments: “Wir wollen schnell vorankommen, dürfen aber nichts überstürzen.” Eine hochrangige Taskforce arbeite daran, Anwendungsfälle und designrelevante Entscheidungen bis Anfang 2023 einzugrenzen. In den Folgemonaten soll ein Prototyp stehen. Es gehe dabei noch nicht darum “den Knopf zu drücken”, sondern eine Entscheidung zum Digitalgeld vorzubereiten.
Dem EU-Parlament kommt laut Panetta eine zentrale Rolle zu, da womöglich dazu der EU-Rechtsrahmen geändert werden müsse. Doch ein digitaler Euro werde nicht das Ende von Scheinen und Münzen bedeuten: “Solange die Menschen Bargeld haben wollen, werden wir es bereitstellen”, versicherte Panetta. Gleichzeitig müsse die EZB aber sicherstellen, dass Zentralbankgeld weiterhin uneingeschränkt verwendet werden könne, wenn sich das Zahlungsverhalten verändere: “Und genau hier setzt unsere Arbeit zum digitalen Euro an: Er würde ermöglichen, dass die Menschen auch im digitalen Zeitalter noch Zentralbankgeld als Tauschmittel verwenden können.”
Um herauszufinden, was die Nutzer wollten, werde sich die Europäische Zentralbank (EZB) in der Untersuchungsphase intensiv mit der Bevölkerung, dem Handel und anderen Interessengruppen austauschen.
“RISIKEN BERÜCKSICHTIGEN”
Viele Notenbanken prüfen derzeit die Einführung digitaler Versionen ihrer Währungen. China gehört zu den Pionieren. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz mahnte in einem Grußwort zum sogenannten “China Day” im Rahmen der Euro Finance Week, trotz aller Vorteile von Innovationen auch stets deren Risiken zu berücksichtigen: “Nicht alles was neu ist, ist immer besser.” Es gelte, die potenziellen Vorteile und Risiken abzuwägen, gerade bei technologischen Neuerungen: “Und so sind wir auch als Zentralbanken in einem intensiven Austausch über das Für und Wider digitalen Geldes”, fügte er hinzu.
Ein in diesem Zusammenhang immer wieder genanntes Problem ist, dass Bankkunden in Krisenzeiten ihre Konten abräumen könnten, weil sie digitales Zentralbankgeld in solchen Zeiten für sicherer halten. Um dies zu verhindern, erwägen viele Notenbanken, das Horten von Digitalgeld-Beständen durch Obergrenzen zu verhindern. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat die Notenbanken dazu aufgerufen, ihre Arbeiten an Digitalwährungen voranzutreiben. Ansonsten drohten sie von den digitalen Initiativen großer Technologiekonzerne wie etwa Facebook abgehängt zu werden.
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