Berlin/Frankfurt (Reuters) - Zwei Wochen nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine berät die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Vormittag über den geldpolitischen Kurs.
Berlin/Frankfurt (Reuters) – Zwei Wochen nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine berät die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Vormittag über den geldpolitischen Kurs.
Die Währungshüter sehen sich wegen des Militärkonflikts mit neuen Gefahren für die Wirtschaft im Euroraum konfrontiert, die sich noch von der Corona-Krise erholt. Die russische Invasion heizt zudem die Inflation weiter an, da Öl- und Gas-Preise im Zuge des Konflikts geradezu explodiert sind. Laut EZB-Chefökonom Philip Lane gilt es dennoch mit Blick auf den geldpolitischen Kurs, nichts zu überstürzen.
Die Zentralbank wird auf der Sitzung neue Prognosen für Wachstum und Inflation vorlegen, die absehbare Folgen des Krieges in Osteuropa berücksichtigen sollen. Für die EZB sei angesichts der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Euro-Raum Flexibilität das “Gebot der Stunde”, meint Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib von der staatlichen Förderbank KfW. Mit Blick auf die Liquiditätsversorgung von Banken und die Finanzmarktstabilität werde die Zentralbank vermitteln, dass sie jederzeit handlungsfähig sei und auch kurzfristig reagieren könne.
Die Hüter des Euro steuern trotz hoher Inflation einen relativ lockeren Kurs, auch wenn die Anleihen-Zukäufe über das Pandemie-Notprogramm PEPP Ende des Monats auslaufen. Das kleinere Programm APP läuft jedoch in veränderter Form weiter. Das Ende ist noch offen. Dieses gilt als Voraussetzung für die Zinswende, die “kurz” nach Auslaufen des Programms gestartet werden soll.
Mit Spannung warten Experten darauf, ob die EZB an den Stellschrauben für die Anleihenkäufe drehen und womöglich damit auch den Weg für eine Zinswende ebnen wird. Auf der Sitzung Anfang Februar hatte EZB-Chefin Christine Lagarde ihre Aussage nicht mehr wiederholt, dass eine Erhöhung 2022 sehr unwahrscheinlich sei. Den Schlüsselzins dürfte die EZB einstweilen auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Zugleich müssen Banken wohl weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Dieser sogenannte Einlagesatz bleibt voraussichtlich bei minus 0,5 Prozent.
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